Mittwoch, 23. Dezember 2015

aus dem Weg - philosophische 5 Minuten

Schnell, lasst mich an den Rechner, ich hab meine philosophischen 5 Minuten.....
Kennt ihr das auch, dass ihr irgendwem voller Freude über irgendeine Idee erzählt und derjenige (meist ohne böse Absicht) diese Freude mit nur wenigen Worten völlig zunichte machen kann? 
Da erzähle ich z. B., dass ich mir überlege, irgendwann tatsächlich Fotografieren zu einem meiner beruflichen Standbeine zu machen und bekomme als Antwort: "Da verdient man doch nichts und außerdem gibts da so viele..." Whom - volle Klatsche, einmal Breitseite bitte.
Eine Freundin von mir zieht jetzt dann um und hat im Bekanntenkreis erzählt, dass sie sich eine Küche kaufen müsse, nur um zu hören: "Lass Dir die Küche planen und auf keinen Fall selbst aufbauen, das kannst Du nie - das stellst Du Dir nur so leicht vor..." - Aua, genau auf die Zwölf. 
Und statt zu sagen: "Ich kann messen, ich weiß, wo die Anschlüsse sind und wie lange die Wände sind, ich kann Schränke aufbauen - ich sehe kein Problem beim Aufbau einer Küche und falls es nicht klappt, kann ich mir ja Hilfe holen" oder "Es gibt auch viele Sozialarbeiter, Kindergärtner oder Polizisten und trotzdem finden die meisten von ihnen was zu tun und falls es nicht klappt, ist es auch nicht so schlimm"... - statt das zu sagen oder wenigstens zu denken, fangen wir an zu überlegen, ob da nicht vielleicht was dran ist. Ob nicht doch alle anderen recht haben (also die 2 - 10 mit denen wir überhaupt gesprochen haben und die dann in unserem Kopf zu ALLEN anderen mutieren) mit ihrer Vorhersage des Scheiterns.
Da stellen sich mir spontan zwei Fragen:
1. )Warum legen wir so viel Wert auf die Meinung der anderen und so wenig auf unser eigenes Urteil? Weshalb vertrauen wir viel mehr darauf, dass uns jemand sagt, dass wir etwas nicht machen sollen, als auf unser Bauchgefühl, das "machs einfach" sagt? Weil wir insgeheim Angst haben zu scheitern? Weil wir uns nicht der Blamage preisgeben wollen, dass wir danach sagen müssen: "Du hattest Recht, ich habe es nicht geschafft"?  Dabei ist es doch streng genommen gar nicht so schlimm, Dinge nicht zu können und trotzdem zu versuchen. Wenn wir das nicht täten, würden wir nie laufen lernen. Oder sprechen. Oder mit Besteck essen. Oder Auto fahren (und ich kenne einige, die das jeden Tag machen, obwohl sie es meiner Meinung nach nicht besonders gut können...) 
Leider haben den Bonus des "Nicht-Können-Dürfens" nur kleine Kinder. Ansonsten ist "Nicht-Können" in unserer Gesellschaft verpönt. Wer etwas nicht kann und dazu auch noch steht oder zulässt, dass es sich das Unvermögen zeigt, der setzt sich Gespött und Gerede aus. Was mich direkt zur zweiten Frage bringt:
Warum sind wir so schnell dabei, andere klein zu machen? Macht uns das größer? Oder fühlen wir uns nur kompetenter und besser, wenn wir das Gefühl haben, dass es unter uns noch jemanden gibt? Jemanden, der irgendetwas schlechter kann als wir?
Bsp. Fotografieren (falls ich Euch damit nerve: tut mir leid (nein, tut es gar nicht) - aber da müsst ihr durch....): Ich weiß, dass ich da noch ne Menge lernen kann. Ich glaube andererseits, dass ich da auch schon viel gelernt habe. Und ich weiß, dass es Menschen gibt, denen meine Art von Bildern gefällt. Ich weiß auch, dass ich noch nicht so weit bin - aber ich entscheide, wann ich so weit bin, dass ich es mich traue. Und kein anderer, der mir erklären will, dass das nicht geht oder ich das nicht kann oder noch viel lernen muss oder es so viele andere gibt. Ich allein. Das Schöne beim Fotografieren ist ja, dass es immer Geschmackssache ist, wem Bilder gefallen. Ich sehe immer wieder Bilder im Netz von "professionellen" Fotografen (also Leuten, die damit ihren Lebensunterhalt verdienen), bei denen ich mir denke: Das hätte ich besser gekonnt. Oder: Das und das und das hätte ich anders gemacht - und trotzdem gibt es Leute, die ihnen Geld dafür zahlen, dass sie die Bilder genau so machen, wie sie sie machen. Jeder muss sich das suchen, was ihm gefällt. Beim Fotografieren und im Leben.
Aber macht es mich besser, wenn ich meine Meinung zu einem Bild groß und breit trete? Wenn ich alles kommentiere und nichts einfach stehen lassen kann? Nein, macht es nicht. Außerdem kann man auch Kritik so verpacken, dass sie sich nicht anfühlt, als würde man einen Schlag ins Gesicht bekommen. Und manchmal muss man vielleicht auch einfach gar nichts sagen.
Schlussendlich sagen Kritik und Sätze, die einen niedermachen meist mehr über die Menschen aus, die sie sagen, als über die, zu denen sie gesagt werden. Das sollte man immer im Hinterkopf behalten.

Jedem, der immer noch Angst hat, etwas nicht zu schaffen und sich davon abhalten lässt, es überhaupt zu versuchen, möchte ich die Worte Thomas A. Edisons mit auf den Weg geben:
"Ich habe nicht versagt. Ich habe 10000 Wege gefunden, die nicht funktionierten."


Freitag, 18. Dezember 2015

Rückblick - mal wieder

Wenn überall die ganzen Jahresrückblicke laufen, wenn Facebook einem die "Highlights" des letzten Jahres nochmal zeigt (als ob Facebook wüsste, was ein Highlight meines Jahres war und als ob ich Facebook dafür bräuchte, mich daran zu erinnern...), wenn "Der kleine Lord" und "3 Haselnüsse für Aschenbrödel" rauf und runter laufen, wenn Wham aus dem täglichen Radioprogramm nicht mehr wegzudenken ist und die Werbeblöcke länger und voller Spielzeug werden - dann steht Weihnachten vor der Türe.
Was genau der ganze Zirkus mit "besinnlich" und mich "stader Zeit" zu tun hat, erschließt sich mir nicht so ganz, ist aber ja egal. Ich höre im Auto entweder Bayern2 oder CD und umgehe somit den Weihnachtsliederwahnsinn, Fernsehen schau ich so gut wie nie, Facebookrückblicke interessieren mich eher wenig und durch das Fernseher-Auslassen hält sich auch die Werbung in Grenzen. Somit schaffe ich es ganz gut, mir die Zeit so zu machen, wie es mir gefällt.
Mir gefällt es, wieder näher zusammenzurücken. Sich jeden Tag ein bisschen "Quality-Familien-Zeit" zu gönnen (wie das so neudeutsch halt heißt). Wir haben heute z. B. einen Spieleabend gemacht und ne Stunde lang alle um den Tisch gesessen und Kinderspiele gespielt.
Wir zünden beim Essen die Kerzen am Adventskranz an und lesen (fast) jeden Tag eine Geschichte aus dem Adventskalender.
Wir besuchen jede Woche einen anderen Christkindlmarkt und versuchen dabei hauptsächlich kleinere und schöne zu Besuchen und/oder uns die Zeit zu nehmen, besondere Dinge zu entdecken. Dieses Jahr bekommt unsere Krippe zum Beispiel einen Teich mit ein paar Schwänen...
So mag ich die Zeit - und ich freu mich auf Weihnachten.

Trotzdem darf natürlich auch hier der obligatorische Rückblick aufs letzte Jahr nicht fehlen, auch wenn er mir schwer fällt.

Ich habe viele Dinge erlebt, das meiste davon schön und bereichernd. Manches ging mir auf die Nerven, aus vielem habe ich gelernt. Mehr kann man sich eigentlich nicht wünschen. Ich habe einige erinnernswerte Erlebnisse ins Fotoalbum in meinem Kopf geklebt.
Manche zum Schmunzeln, wie der Esel, der am Maar in der Eifel unbedingt unsere Brotzeit haben wollte.
Manche, die mich stolz machen, wie z. B. die Tatsache, dass mein Sohn tapfer die drei Wettkämpfe geturnt hat oder der reibungslose Schuleintritt meiner Tochter.
Manche, die mich traurig machen, wie der Tod und die Beerdigung meiner Oma und viele, die mich glücklich machen, wie gemeinsame Treffen mit Freunden, neue Freundschaften, die sich gebildet haben, meine Familie und mein Mann, der auch nach 10 Jahren noch an meiner Seite (oder hinter mir) steht (je nachdem, wo ich ihn eben gerade brauche).
Ich habe viel gelernt, egal, ob es Fähigkeiten und Fertigkeiten sind, die ich weiterentwickelt habe (wie das Fotografieren) oder Dinge über mich und andere. Mir sind ein paar Dinge bewusster geworden, ich weiß wieder ein bisschen mehr, was ich möchte und was nicht, kurz: Es war ein Jahr voller Leben.
Ich hoffe, ihr alle könnt ebenfalls auf dieses Jahr zurückschauen und sagen: Bei allem, was es gebracht hat, bei allen Höhen und Tiefen waren schöne Momente dabei und konnte ich Dinge für mich lernen und mitnehmen.
Das ist es, worauf es meiner Meinung nach ankommt. Nicht darum, dass immer alles strahlend hell und wunderbar ist. Das macht nicht glücklich. Sondern darauf, dass man zumindest im Blick in den Rückspiegel noch ein paar Dinge findet, die gut waren.
Ich glaube nicht, dass alles irgendwann Sinn macht. Es gibt genügend Scheiß in jedem Leben, den tatsächlich auch im Nachhinein kein Mensch braucht. Es gibt Kriege und Gewalt und sinnlose Grausamkeit und Härte im Leben. Mir kann auch keiner erklären, welchen Sinn es im Nachhinein macht, wenn Kinder irgendwo auf der Welt verhungern. Aber ich glaube, dass es glücklich macht, wenn man zumindest im Rückblick schafft, etwas Gutes in schweren Zeiten zu finden.

In diesem Sinne wünsche ich Euch für dieses Jahr wunderbare Weihnachtstage, so wie Ihr sie Euch wünscht. Egal ob fröhlich, friedlich oder festlich, mit vielen Menschen oder alleine, mit großem Gala-Diner oder Bockwürstchen. Einfach ein paar Tage nach Eurem Geschmack und für das nächste Jahr wünsche ich Euch massenhaft Erinnerungen für Euer Fotoalbum.

Sonntag, 13. Dezember 2015

(Vorweihnachts.) Stress

Ich bin genervt.
Sind ja gerade viele. Die meisten wegen Weihnachten und Plätzchen backen und 793 Geschenke kaufen und die verpacken und überhaupt.
Ich gar nicht deswegen. Ich backe dieses Jahr keine Plätzchen (oder nur eine Sorte) - das überlass ich denen, die es gerne machen und Spaß daran haben. Wenn ich nächstes Jahr wieder Spaß dran habe, backe ich nächstes Jahr wieder. Wenn nicht, dann nicht.
Geschenke habe ich jetzt (glaube ich) alle - und verpacken läuft am 23. im Rundumschlag.
Nein, ich bin überhaupt und prinzipiell genervt.
Weil ich das Gefühl habe, keine Zeit mehr für mich zu haben, weil alles zu viel ist, weil meine Kinder (wie sich das für Kinder halt gehört) nicht hören und nicht aufräumen und sich manchmal streiten, weil Menschen in meiner Umgebung nicht so tun und denken, wie ich das für Richtig empfinden würde, weil andere mich spüren lassen, dass ich nicht so handel und denke, wie sie das für Richtig emfpinden würden,weil meine Handgelenke nach einem dreiviertel Jahr immer noch weh tun und die Sehnenscheidenentzündung einfach nicht abklingen will, weil Gitarre spielen, stricken und häkeln mit extremen Schmerzen verbunden sind, weil es draußen Wetter hat und mein Kind um halb neun noch immer nicht schlafend im Bett liegt.
Es gibt tausende Gründe, warum ich genervt bin - und leider lass ich es manchmal an Menschen aus, die nichts dafür können. Dann schreie ich und tobe oder ich ziehe mich zurück.
Egal  für welche Art ich mich entscheide, ich fühle mich nur selten gut dabei.
Wenn ich meine Kinder anschreie, habe ich das Gefühl, die schlechteste Mutter auf der ganzen Welt zu sein, weil ich sie anschreie und gleichzeitig werde ich so wütend, weil sie mich in der kindereigenen Art dazu bringen zu schreien und ich es nicht anders schaffe, sie zu irgendetwas zu bringen, dass ich noch mehr schreie.
Wenn ich mich von Leuten zurückziehe, die ich nicht verstehe oder über die ich mich geärgert habe, dann denke ich mir, ich sollte ihnen eigentlich sagen, was los ist - und gleichzeitig habe ich keine Lust, ständig meinen Standpunkt klar zu stellen und zu verteidigen. Ich will einfach gerade nicht. Und dabei komme ich mir sozial völlig inkompatibel und inkompetent vor. Eigentlich würde ich gerne Winterschlaf machen. Im November langsam den sozialen Rückzug antreten und erst im März wieder auf der Bildfläche erscheinen. Zwischendrinnen nur Kontakt zu Menschen haben, die ich gerne mag und die mich gerne mögen...Aber das ist leider in meinem Leben so nicht vorgesehen.

Insgesamt ist das Genervt-sein aber kein Zustand, der auf Dauer gut ist. Weder für mich noch für die Menschen in meinem Umfeld. Es muss sich also etwas ändern. Wohlgemerkt, ich erwarte nicht, nie mehr genervt zu sein. Das wäre nicht ich (so weit kann ich auf meinem Weg zum Zen gar nicht fortschreiten). Aber weniger und dann so, dass ich es noch im Griff habe.
Ein Punkt, der sich ändern wird, ist, dass ich spätestens Ende Juli meinen Zweitjob im Kindergarten aufhören werde. Er nimmt mir einfach zu viel Zeit, die ich auch mal für mich selbst brauche. Und die anfangs so positive Tatsache, dass es 12 klar planbare Stunden sind nimmt mir insgesamt leider die Flexibilität für meine andere - sehr flexible - Tätigkeit. Das führt dazu, dass meine Arbeitstage zum Teil 12 und 13 Stunden ohne Pause dauern und ich nur noch von Termin zu Termin hetze. Dafür, dass ich "eigentlich" nur in Teilzeit arbeite ist mir das einfach zu heftig.
Also suche ich mir eine andere Tätigkeit mit weniger Stundenumfang (und evtl. höherem Stundenlohn), die ich besser mit meiner flexiblen Ersttätigkeit kombinieren kann.
Ein weiterer Punkt, der sich ändern wird ist, dass ich wieder mehr auf mich schauen werde. Mich mehr mit Freunden treffen, einfach mal auf nen Kaffee oder zum Ratsche -. was zur Zeit einfach rein zeitlich gar nicht möglich ist.
Auf meine Agenda kommt außerdem (ab Frühjahr) wieder mehr spazieren gehen. Momentan ist es mir um fünf oder sechs einfach zu dunkel - aber wenn es wieder heller wird, muss das unbedingt sein. Vielleicht schrumpft dann auch das übermäßige Fettpolster etwas.
Außerdem will ich unbedingt wieder mehr fotografieren. Wahrscheinlich schenke ich dieses Jahr einfach allen Leuten Fotogutscheine, dann ergibt sich das von selbst.... Fotografieren ist nämlich tatsächlich entspannend - weil man da rauskommt und sich wirklich auf etwas konzentrieren muss - sonst werden es geknipste Fotos aber keine Bilder...

Als ersten Schritt werde ich jetzt erst Mal zwischen dem 24.12 und dem 8.1. nur einen einzigen Tag arbeiten. Und den nur kurz. Auf diese Auszeit freue ich mich wahnsinnig, weil ich sie brauche. So viel Zeit mit meinen Lieben verbringen, dass ich mir ab und zu Auszeiten alleine nehmen kann, ohne dass ich ein schlechtes Gewissen habe, weil ich eh so viel nicht da bin und mir daher eine Stunde (oder mehr) alleine kaum zugestehe.

Mein Wunsch für 2016 ist daher ganz einfach: Zeit. Für mich, für andere, für meine Familie, für Ruhe, für Entspannung, für Aufregung und Überraschung, für Neues und Altes, für Leben.

Ich habe in meinem Facebook-Adventskalender heute ein Gedicht von Elli Micheler gepostet, das wunderbar dazu passt und mit dem ich diesen Post für heute beenden möchte:

Ich wünsche Dir Zeit
Ich wünsche dir nicht alle möglichen Gaben.
Ich wünsche dir nur, was die meisten nicht haben:
Ich wünsche dir Zeit, dich zu freun und zu lachen,
und wenn du sie nützt, kannst du etwas draus machen.
Ich wünsche dir Zeit für dein Tun und dein Denken,
nicht nur für dich selbst, sondern auch zum Verschenken.
Ich wünsche dir Zeit – nicht zum Hasten und Rennen,
sondern die Zeit zum Zufriedenseinkönnen.
Ich wünsche dir Zeit – nicht nur so zum Vertreiben.
Ich wünsche, sie möge dir übrig bleiben
als Zeit für das Staunen und Zeit für Vertraun,
anstatt nach der Zeit auf der Uhr nur zu schaun.
Ich wünsche dir Zeit, nach den Sternen zu greifen,
und Zeit, um zu wachsen, das heißt, um zu reifen.
Ich wünsche dir Zeit, neu zu hoffen, zu lieben.
Es hat keinen Sinn, diese Zeit zu verschieben.
Ich wünsche dir Zeit, zu dir selber zu finden,
jeden Tag, jede Stunde als Glück zu empfinden.
Ich wünsche dir Zeit, auch um Schuld zu vergeben.
Ich wünsche dir: Zeit zu haben zum Leben!
(Elli Micheler)


Donnerstag, 1. Oktober 2015

Die Sache mit der Konsequenz

Ich habe ja das Gefühl, dass "Konsequenz" DAS Erziehungsdogma der letzten Jahre ist. Jeder spricht davon (ähnlich wie von "Bindung") - und trotzdem kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass nicht alle vom selben reden.
In meiner Arbeit in den Familien höre ich oft: "Ich bin aber doch konsequent und trotzdem klappt es nicht. Ich schicke ihn immer in sein Zimmer." oder "Wenn die Schule sich meldet, dass ewtas fehlt, kann Sie ihr Taschengeld vergessen, da sind wir ganz konsequent."
Klingt im ersten Moment ja tatsächlich wahnsinnig konsequent, aber ist es das wirklich?
Ist es wirklich konsequent, auf X verschiedene Verhaltensweisen des Kindes starr mit einer "Konsequenz" zu reagieren? Oder ist das vielmehr einfallslos - oder auch hilflos?
Viele haben noch im Kopf "Konsequenz muss weh tun, sonst lernt man nicht draus." Ich glaube vielmehr, Konsequenz muss SPÜRBAR sein - wie auch immer. Und je natürlicher sie ist, desto mehr lernt man daraus.
Klassisches Beispiel: Wenn ein Kind seine Jacke nicht anziehen will, obwohl ich ihm 100 Mal erklärt habe, dass es kalt ist, kann ich es ins Zimmer schicken. Oder ich kann es mit raus nehmen und es stellt fest, es ist kalt. Woraus lernt es wohl eher, beim nächsten Mal nicht mehr über die Jacke zu diskutieren? Und klar: Je nachdem wie alt das Kind ist habe ich natürlich eine Verantwortung dafür, dass es wetteradäquat gekleidet ist. Dann nehme ich die Jacke halt mit und hänge sie im Kindergarten an den Haken.
Manchmal mag auch das Ins-Zimmer-Schicken eine richtige Reaktion sein. Wenn mein Sohn meint, er muss sich am Esstisch benehmen, wie ein kleines Schwein, dann schmeiße ich ihn irgendwann auch raus. Allerdings nicht mit dem Hintergedanken, dass er es dann lernt, weil ich ihn rausschicke, sondern mit dem Hintergedanken, dass ich mich fürchterlich aufregen muss, wenn ich ihm noch länger dabei zusehen muss... Und das ist genau der Punkt: Manchmal muss man sich selbst reflektieren, mit welcher Absicht und Motivation man etwas macht. Wem hilft es? Warum tue ich etwas? Und wenn man ganz ehrlich ist, geht es dabei nicht immer ums Lernen des Kindes....

Ihr seht schon, das mit der Konsequenz ist gar nicht so einfach. Weil es gar nicht einfach ist, es in Worte zu fassen. Denn das, was eigentlich dahinter steckt ist eine Haltung. Da gehört dazu, dass man klar ist, dass man Grenzen wahrt (die eigenen und die des Kindes) und dem Kind Grenzen gibt - und doch gleichzeitig nicht starr wird, sondern flexibel bleibt. Es gehört auch dazu, dass man Fehler zulässt und nicht in die Strafspirale (wenn ein erzieherisches Mittel nicht greift muss ich mehr davon machen, weil es anscheinend noch nicht ausgereicht hat) einsteigt. Es gehört dazu, dass ein Kind weiß, was es zu erwarten hat, wenn es etwas tut oder eben auch nicht tut - und dennoch dem Kind Entscheidungsfreiheiten eingeräumt werden. Und es gehört dazu die Bereitschaft, immer wieder neue Wege auszuprobieren. Und es setzt voraus, dass ich tatsächlich mit meinem Kind in Beziehung gehe. Dass ich bereit bin, manche Kämpfe auszufechten, aber nicht auf jedes Kampfangebot eingehe (das ist der Punkt, der mir zugegebenermaßen am Schwersten fällt). Und wie das bei Kämpfen halt so ist: Man geht nicht aus jedem Kampf als Sieger hervor... Dann muss man sich überlegen, was man beim nächsten Mal anders machen kann (und vielleicht auch, wann man beim nächsten Mal etwas anders machen kann...)
Das alles - und mit Sicherheit noch ganz vieles mehr, das mir jetzt nicht einfällt - gehört dazu. Eine wirkliche Definition ist gar nicht einfach. Dagegen ist es relativ leicht zu sagen, was es eben nicht ist:

Konsequenz ist nicht

  • das Erschaffen eines starren und unveränderbaren Regelkonstruktes. Das Leben verändert sich, Heute ist anders als gestern war oder morgen sein wird. Von fast allen Regeln muss es auch mal Ausnahmen geben dürfen. Es muss nur klar sein, was die Regel und was die Ausnahme ist.
  • das Anwenden immer der selben Reaktion auf jegliches Verhalten. "Konsequent" heißt nicht umsonst "folgerichtig". Folgerichtig impliziert, dass sich etwas als logische Folge zu etwas anderem ergibt.
  • der Zwang, immer und überall konsequent zu sein. Wie gesagt: Es darf Ausnahmen geben. 
  • die Verpflichtung, alles zu regeln und zu ahnden. Man sollte sich genau überlegen, welche Dinge man tatsächlich regeln muss (da dann aber auch bereit sein, die Einhaltung zu verlangen).
  • ein Immer-mehr an Strafe, wenn  etwas nicht funktioniert, sondern eher die Bereitschaft, mal etwas anderes zu probieren.
Ganz besonders wichtig ist, dass man über das "konsequent sein" das Leben nicht vergisst! Gönnt Euch auch eine Prise Inkonsequenz in Eurem Leben. Sowohl bei Euch selbst als auch im Umgang mit Euren Kindern.

"Vollkommen konsequent vermag ohne Schaden nur ein Wesen zu handeln, welches vollkommen weise und heilig ist." Wilhelm Roscher

Samstag, 6. Juni 2015

seid, wie ihr seid

Sophia Loren sagte einmal: "Ganz und gar man selbst zu sein, kann schon einigen Mut erfordern."
Aber warum ist das so? Warum ist uns allen oft so wichtig, was andere von uns denken, was andere meinen, wie wir sein sollten, was andere von uns erwarten und gleichzeitig so unwichtig, was wir selbst denken und meinen und erwarten?
Sicherlich ist es schön, gemocht zu werden. Mir ist es auch lieber, in angenehmer Atmosphäre entspannt mir Freunden zu plaudern, als ständig überall anzuecken. Wenn das aber voraussetzt, dass ich mich verbiegen muss und permanent überlegen muss, was "man" von mir erwartet, dann ist das doch nicht mehr entspannt, oder?
Ich finde es schade, dass es so viele Menschen gibt, denen es scheinbar so schwer fällt, zu sich selbst zu stehen. Bei denen man den Eindruck hat, als ob sie wie kleine Roboter Antennen ausgefahren hätten um zu bemerken, was von ihnen erwartet wird. Die sich oft bis zur Unkenntlichkeit zurücknehmen, nur um ja beliebt zu sein. Die heute diese und morgen jene Rolle spielen, um Everybody's Darling zu sein und sich selbst dabei völlig aus den Augen verlieren.
Interessanterweise gibt es das nicht nur bei "angenehmen" Verhaltensweisen, also, dass jemand versucht, immer nett und adrett und fleißig zu sein, sondern auch bei anderen Erwartungshaltungen. In meiner Krebszeit sind mir einige Menschen begegnet, die versucht haben, den Erwartungen an sich als Krebskranke gerecht zu werden. Das heißt: Krank sein, leiden, Angst haben, ...
Bitte versteht mich jetzt nicht falsch. Ich weiß, dass jeder Mensch anders ist, ich weiß auch, dass es leider Menschen gibt, die tatsächlich wesentlich mehr unter Nebenwirkungen oder Krankheitserscheinungen zu leiden haben, als ich es je hatte. Und sind wir ehrlich: Ja, jede(r) von uns hat Angst. Immer wieder, mal mehr, mal weniger. Aber manchmal habe ich das Gefühl, einige geben sich gar nicht mehr das Recht, dass es ihnen gut geht. Schließlich haben sie ja Krebs. Da darf man nicht nicht-Leidend sein. Weil andere von einem erwarten, dass man in einer furchtbaren Lebenssituation steckt und deshalb gefälligst zu leiden hat. DAS finde ich bedenklich.
Ich lese immer wieder Artikel, in denen es darum geht, dass das Leben nie mehr so sein wird, wie vor der Diagnose. Und ich glaube für mich, dass da der Denkfehler liegt.
Kein Leben - egal ob mit oder ohne Krankheit - wird morgen noch so sein wie heute oder übermorgen wie gestern. Oder auch: Auch in einem Leben mit Krebs wird es Tage geben, die sind wie vor der Diagnose und andere. Es mag Momente oder vielleicht sogar Tage, Wochen, Monate geben, ohne einen Gedanken an Krebs oder Angst davor. Und es wird Zeiten geben, in denen die Angst sich wie eine Klammer ums Herz legt. Aber wir müssen uns das Recht geben, auch diese anderen Zeiten zu haben..
Natürlich kann man auch das nicht über einen Kamm scheren: Das Leben des einen ändert sich stärker als das des anderen. Und genau darum geht es: Es gibt keine allgemeingültigen Aussagen, die für alle zutreffen. In den seltensten Fällen, egal worum es geht. Und deshalb muss man sich auch nur sehr, sehr selten danach richten, was andere von einem erwarten, weil andere vielleicht das völlig falsche Bild für einen selbst im Kopf haben. Eines, das auf ihren Erfahrungswerten und ihrer Geschichte basiert und somit nicht zwangsläufig (oder wenn wir ehrlich sind sogar nur sehr selten) auf mich zutreffen muss.
Statt desssen sollten wir uns alle viel öfter das Recht nehmen, darauf zu hören, was WIR wollen, wie es UNS geht, was WIR erwarten. Einfach nur WIR SELBST sein. Denn Freunde sind die, die uns so mögen, wie wir sind. Die es schaffen, uns zu sagen, was sie an uns nicht so gerne mögen, ohne uns dabei die Klatsche zu geben und uns zu verletzen. Die, die ertragen, dass wir manchmal nicht in die erwartete Form passen. Die, die uns dabei unterstützen, unseren Weg zu gehen - nicht ohne Rücksicht auf Verluste, aber immer erst Mal mit dem Ohr nach innen zu der eigenen Meinung und dann erst nach Außen zu der von anderen. Diese Menschen sind die wertvollsten und nicht die, die uns fallen lassen, sobald wir nicht mehr so sind, wie sie uns gerne hätten.

Ich habe mit Sophia Loren begonnen und ende mit Steve Jobs, dem Mitbegründer von Apple, der das Ganze nämlich wunderbar auf den Punkt bringt:
"Ihre Zeit ist begrenzt, also verschwenden Sie sie nicht damit, das Leben eines anderen zu leben. Lassen Sie sich nicht von Dogmen in die Falle locken. Lassen Sie nicht zu, dass die Meinungen anderer Ihre innere Stimme ersticken. Am wichtigsten ist es, dass Sie den Mut haben, Ihrem Herzen und Ihrer Intuition zu folgen. Alles andere ist nebensächlich."


Dienstag, 21. April 2015

Von Idioten umzingelt

Prinzipiell bin ich ja der Meinung, dass man - wenn man der Meinung ist, dass außen rum lauter Deppen sind - mal einen klitzekleinen Gedanken daran verschwenden sollte, ob der Depp nicht eigentlich in der Mitte sitzt. Manchmal darf man aber durchaus zu dem Schluss kommen, dass dem nicht so ist. 
Ich komme gerade immer wieder an den Punkt, dass ich ob der Dummheit einiger Mitmenschen nur noch den Kopf schütteln kann. Wobei sich "Dummheit" nicht mit niedrigem IQ gleichsetzen lässt. Manchmal kann ich mich tatsächlich des Gefühls nicht erwehren, dass die Idioten derzeit geradezu aus dem Boden schießen wie Pilze im Spätsommer.
Und in vielen Gesprächen mit verschiedenen Leuten musste ich feststellen: Es geht nicht nur mir so.
Dabei treibt der Wahnsinn verschiedenste Blüten.
Da wird man gerne mal mit: "Stimmt das eigentlich, dass Du Krebs hast? Meine Oma/Schwester/Tante/Bekannte meines Freundes/... ist daran ja gestorben... Schlimm, schlimm, aber ich habe ja letztens erst gelesen, dass das alles ernährungsbedingt ist. ICH ernähre mich ja jetzt vegan/vegetarisch/gesund/ausgewogen/ketogen/gar nicht mehr ........" begrüßt. 
Als Schwangere bekommt man die Geschichten der 38-Stunden-Wehen-Saugglocken-Horror-Geburt der Schwippschwägerin des ehemaligen Nachbarn der Oma ins Knie geschraubt oder die kaum erträglichen Symphysenschmerzen der eigenen, sehr beschwerlichen Schwangerschaft.
Bekommt man ein zweites, drittes oder gar viertes/fünftes/sechstes Kind heißt es: "Habt ihr keine anderen Hobbys?" - kriegt man keine Kinder (ob gewollt oder ungewollt) heißt es: "Wann gibt's jetzt endlich Kinder?" - egal, was man macht, wie man etwas macht oder was auch immer im Leben passiert - es gibt Menschen, die sich bemüßigt fühlen, einen unglaublich wertvollen Kommentar dazu abzugeben. 
Jetzt bin ich ja die Letzte, die Mensche Vorwürfe wegen ihrer Hilflosigkeit oder Angst macht. Aber vor dem Reden das Hirn einschalten und sich überlegen, ob man selbst in der Situation exakt diesen Kommentar oder diese Geschichte hören will könnte unter Umständen helfen. Denn sind wir ehrlich: All die oben genannten Beispiele sind verletzend und übergriffig. Keiner will sich das anhören - und erst recht nicht in der Situation.
Doch der Irrsinn ist damit noch lange nicht an seinen Grenzen. Nein...
Da gibt es Menschen, die leihen sich von anderen netten Menschen ein Auto - angeblich, um nur kurz etwas Größeres zu transportieren, das ins eigene Auto nicht reinpasst. Das geliehene Auto wird dann erst nach mehreren Aufforderungen und wesentlich längerer Leihzeit zurückgegeben und im Nachhinein stellt sich heraus, dass der Leiher a) damit im Ausland war, b) keinen gültigen Führerschein besitzt und c) das Auto leider kaputt gemacht hat und sich jetzt d) weigert, den entstandenen Schaden zu zahlen, weil er genau weiß, dass der Entleiher nichts machen kann, ohne selber dran zu sein....
Oder man zahlt einfach mal die Rechnung für erhaltene Leistungen nicht, wird gerichtlich dazu verdonnert, zahlt immer noch nicht und rechnet damit, dass der Gerichtsvollzieher sich damit abspeisen lässt, dass man das ganze in 12 Monatsraten abstottert - obwohl man Eigentum hat, das weit über allen Pfändungsgrenzen liegt. Den Gläubigern erzählt man das natürlich auch noch nach dem Motto: "Spiel das Spiel nach meinen Regeln, sonst kriegst Du Dein Geld vielleicht in kleinen Monatsraten irgendwann oder auch gar nicht, weil ich mache das, wie ich will...."
Lauter Beispiele dafür, dass der Wahnsinn um sich greift, oder sehe ich das falsch? 
Kann mir bitte einer erklären, wann die Welt so verrückt geworden ist? Wann wurden die Menschen so a-sozial?
Wann haben wir angefangen, zu sagen: 150 Tote = kein Mensch mit Depressionen darf mehr in irgendeinem Beruf arbeiten, in dem er anderen gefährlich werden könnte (obwohl die deutliche Mehrzahl der Depressiven nur sehr bedingt fremdgefährdend ist), 400 Tote an einem Tag, immer und immer wieder = Gott sei dank weniger Asylsuchende in unserem Land?
Oder war das tatsächlich schon immer so und nur ich habe meine rosarote Brille verloren? 

Wie auch immer: Mein Appell an alle ist: 

Erst denken, dann reden. Und wenn einem wirklich gar nichts außer Blödsinn einfällt: einfach mal die Klappe halten. Tut nicht weh, kostet nichts, hilft aber oft ungemein. 
Und ansonsten: Wir sind zwar der Nabel unser eigenen kleinen Welt, aber keiner ist der des Großen und Ganzen. Nehmt Euch doch alle nicht so wichtig und denkt ab und zu mal an die anderen. Kostet vielleicht mal ein bisschen Überwindung, unter Umständen auch ein wenig Geld - aber wenn das, was in Kindergarten und Schule so hochtrabend als "Soziale Kompetenz" gefördert wird dann im Erwachsenenleben überhaupt nicht mehr gefragt ist, wirds glaube ich ganz schön eng für uns Menschen auf dieser Erde...

Sonntag, 25. Januar 2015

R E S P E C T

Geht es Euch eigentlich auch so, dass ihr es müde seid, ständig irgendwelche Horrormeldungen über Terroranschläge, Pegida, Islamisierung, Flüchtlingsströme, Bootskatastrophen, Kriegsgebiete und was es sonst noch alles in den Medien gibt, zu hören?
Was ist denn bitte schön mit den Menschen los?
Man darf auf der einen Seite sein Kind nicht anschreien, selbst wenn es Bockmist gebaut hat, weil man sich nicht "respektlos" gegen sein Kind verhalten darf - aber auf der anderen Seite wird gegen Flüchtlinge demonstriert, weil "sie" angeblich unser Land überrollen und uns ausnehmen wie eine Weihnachtsgans. Die gleichen Menschen, die im ersten Fall drohend den Zeigefinger heben, stehen im anderen Fall mit Pegida auf der Straße. Wo bleibt denn da der Respekt?
Der Respekt vor dem anderen als Lebewesen, der Respekt vor dem Recht auf Leben?
Immer wenn ich über Respekt nachdenke, singt Aretha Franklin in meinem Kopf "R E S P E C T".
Eigentlich wäre es so einfach, oder? Wenn jeder dem anderen den selben Respekt entgegenbringen würde, wie er selbst erwartet - dann müsste das doch funktionieren?
Aber was ist Respekt eigentlich?
Für mich bedeutet "Respekt" zum einen, jemand anderen ein bisschen für etwas zu bewundern, was derjenige geleistet hat und demjenigen damit in einer Art Ehrerbietung gegenüberzutreten. Diese Art von Respekt meine ich aber momentan gar nicht. Auf der anderen Seite heißt Respekt einfach, den anderen so sein zu lassen, wie er ist - auch wenn er anders ist, als ich. Wer gibt mir das Recht, zu sagen, wie jemand sein muss? Solange damit niemand anderes gefährdet oder verletzt wird, kann jeder tun und lassen, glauben oder nicht glauben, was er will. Da ist es völlig egal, aus welchem Land man kommt oder welche Hautfarbe man hat.
Nicht jeder, der "Neger" sagt ist respektlos und nicht jeder, der (politisch korrekt) von "stark pigmentierten Menschen" oder "Menschen afrikanischer Herkunft" spricht, ist respektvoll gegenüber eben diesen Menschen. Aber wieviel einfacher ist es doch, sich an derartigen Kleinigkeiten aufzuhängen und sich darüber Gedanken zu machen, wie man etwas "richtig" formuliert, als sich Gedanken über sein eigenes Handeln und seine Haltung zu machen.
Ich hab in letzter Zeit auch in meinem eigenen Umfeld Respektlosigkeiten erlebt, die mich zum Teil einfach sprachlos gemacht haben (wohlgemerkt: ich und sprachlos.....). Und das zieht sich durch alle Bevölkerungsschichten und Berufsgruppen. Sogar im sozialen Bereich, wo man eigentlich meinen sollte, diese Menschen haben es gelernt, respektvoll mit anderen umzugehen - Fehlanzeige.
Ich fürchte fast, das Internet leistet dem Ganzen noch Vorschub. Hier fühlt sich jeder frei, anderen Dinge an den Kopf zu hauen, die er (so hoffe ich zumindest) im wirklichen Leben nicht über die Lippen bringen würde.
Mein Aufruf für heute ist deshalb ganz einfach:
Geht RESPEKTVOLL miteinander um - ganz egal, wer Euch gegenüber steht. Versucht es zumindest erst einmal. Wenn sich herausstellen sollte, dass Euer Gegenüber ein Arschloch erster Kajüte ist, bei dem Hopfen und Malz verloren ist, dann zieht Eure Grenzen - aber selbst das geht noch mit einem Funken Anstand. Respektvoll miteinander umgehen heißt nämlich nicht, die Welt in Watte zu packen und die rosa Brille aufzusetzen. Man muss trotzdem nicht jeden mögen. Auf der anderen Seite muss man nicht sofort mit dem Vorschlaghammer draufhauen, nur weil man jemanden nicht mag. Man kann auch einfach seine eigenen Grenzen wahren und den anderen in Ruhe lassen/aus dem Weg gehen.
Damit wären immer noch nicht alles Streitereien und Kriege ausgeschalten - aber ich glaube trotzdem, dass es die Welt ein bisschen freundlicher machen würde.

Donnerstag, 1. Januar 2015

die Sache mit dem ersten Stein

In der Bibel heißt es: "Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein." (Johannes 8,7).
Bisher habe ich das immer so verstanden, dass man nicht über andere richten soll und dass man sich immer wieder Mal bewusst machen sollte, dass man selbst ja auch nicht immer alles richtig macht.
Seit heute frage ich mich, ob nicht auch noch eine andere Deutung möglich ist. Könnte es nicht auch heißen,  dass man sich vor dem Werfen des Steines auch Gedanken machen sollte, was man selber so an Dreck vor der Türe hat? Falls der andere wider Erwarten das Gesteinigt werden nicht ohne Gegenwehr auf sich nimmt und zurück wirft? Quasi als Äquivalent zum bayerischen "Hau her, wenn du das Echo vertragen kannst."?
Und wie viele Steine muss man ertragen, bis man zurück werfen darf oder sogar soll? Wie viel muss man sich denn gefallen lassen? Das ist eine Frage, die man sich in vielen Bereichen des Lebens stellen muss. Wieviel "Wange hinhalten" sollte man z. B. seinen Kindern beibringen?  Ab wann darf man sich wehren? Ab wann gilt der eherne Grundsatz, dass man niemandem anderen weh tun darf nicht mehr?
Ihr erinnert euch, dass mein Vorsatz für 2015 ja war, auf mein Bauchgefühl zu vertrauen. Vielleicht ist das auch in diesem Fall der beste Ratgeber. Für mich ist die Grenze z. B, definitiv überschritten,  wenn jemand meine Familie bedroht oder angreift. Sowohl tätlich als auch metaphorisch. Sollte jemand das tun, sollte er sich vorher gut überlegt haben, wo er selbst angreifbar ist. Und zwar BEVOR er den ersten Stein wirft...