Dienstag, 21. April 2015

Von Idioten umzingelt

Prinzipiell bin ich ja der Meinung, dass man - wenn man der Meinung ist, dass außen rum lauter Deppen sind - mal einen klitzekleinen Gedanken daran verschwenden sollte, ob der Depp nicht eigentlich in der Mitte sitzt. Manchmal darf man aber durchaus zu dem Schluss kommen, dass dem nicht so ist. 
Ich komme gerade immer wieder an den Punkt, dass ich ob der Dummheit einiger Mitmenschen nur noch den Kopf schütteln kann. Wobei sich "Dummheit" nicht mit niedrigem IQ gleichsetzen lässt. Manchmal kann ich mich tatsächlich des Gefühls nicht erwehren, dass die Idioten derzeit geradezu aus dem Boden schießen wie Pilze im Spätsommer.
Und in vielen Gesprächen mit verschiedenen Leuten musste ich feststellen: Es geht nicht nur mir so.
Dabei treibt der Wahnsinn verschiedenste Blüten.
Da wird man gerne mal mit: "Stimmt das eigentlich, dass Du Krebs hast? Meine Oma/Schwester/Tante/Bekannte meines Freundes/... ist daran ja gestorben... Schlimm, schlimm, aber ich habe ja letztens erst gelesen, dass das alles ernährungsbedingt ist. ICH ernähre mich ja jetzt vegan/vegetarisch/gesund/ausgewogen/ketogen/gar nicht mehr ........" begrüßt. 
Als Schwangere bekommt man die Geschichten der 38-Stunden-Wehen-Saugglocken-Horror-Geburt der Schwippschwägerin des ehemaligen Nachbarn der Oma ins Knie geschraubt oder die kaum erträglichen Symphysenschmerzen der eigenen, sehr beschwerlichen Schwangerschaft.
Bekommt man ein zweites, drittes oder gar viertes/fünftes/sechstes Kind heißt es: "Habt ihr keine anderen Hobbys?" - kriegt man keine Kinder (ob gewollt oder ungewollt) heißt es: "Wann gibt's jetzt endlich Kinder?" - egal, was man macht, wie man etwas macht oder was auch immer im Leben passiert - es gibt Menschen, die sich bemüßigt fühlen, einen unglaublich wertvollen Kommentar dazu abzugeben. 
Jetzt bin ich ja die Letzte, die Mensche Vorwürfe wegen ihrer Hilflosigkeit oder Angst macht. Aber vor dem Reden das Hirn einschalten und sich überlegen, ob man selbst in der Situation exakt diesen Kommentar oder diese Geschichte hören will könnte unter Umständen helfen. Denn sind wir ehrlich: All die oben genannten Beispiele sind verletzend und übergriffig. Keiner will sich das anhören - und erst recht nicht in der Situation.
Doch der Irrsinn ist damit noch lange nicht an seinen Grenzen. Nein...
Da gibt es Menschen, die leihen sich von anderen netten Menschen ein Auto - angeblich, um nur kurz etwas Größeres zu transportieren, das ins eigene Auto nicht reinpasst. Das geliehene Auto wird dann erst nach mehreren Aufforderungen und wesentlich längerer Leihzeit zurückgegeben und im Nachhinein stellt sich heraus, dass der Leiher a) damit im Ausland war, b) keinen gültigen Führerschein besitzt und c) das Auto leider kaputt gemacht hat und sich jetzt d) weigert, den entstandenen Schaden zu zahlen, weil er genau weiß, dass der Entleiher nichts machen kann, ohne selber dran zu sein....
Oder man zahlt einfach mal die Rechnung für erhaltene Leistungen nicht, wird gerichtlich dazu verdonnert, zahlt immer noch nicht und rechnet damit, dass der Gerichtsvollzieher sich damit abspeisen lässt, dass man das ganze in 12 Monatsraten abstottert - obwohl man Eigentum hat, das weit über allen Pfändungsgrenzen liegt. Den Gläubigern erzählt man das natürlich auch noch nach dem Motto: "Spiel das Spiel nach meinen Regeln, sonst kriegst Du Dein Geld vielleicht in kleinen Monatsraten irgendwann oder auch gar nicht, weil ich mache das, wie ich will...."
Lauter Beispiele dafür, dass der Wahnsinn um sich greift, oder sehe ich das falsch? 
Kann mir bitte einer erklären, wann die Welt so verrückt geworden ist? Wann wurden die Menschen so a-sozial?
Wann haben wir angefangen, zu sagen: 150 Tote = kein Mensch mit Depressionen darf mehr in irgendeinem Beruf arbeiten, in dem er anderen gefährlich werden könnte (obwohl die deutliche Mehrzahl der Depressiven nur sehr bedingt fremdgefährdend ist), 400 Tote an einem Tag, immer und immer wieder = Gott sei dank weniger Asylsuchende in unserem Land?
Oder war das tatsächlich schon immer so und nur ich habe meine rosarote Brille verloren? 

Wie auch immer: Mein Appell an alle ist: 

Erst denken, dann reden. Und wenn einem wirklich gar nichts außer Blödsinn einfällt: einfach mal die Klappe halten. Tut nicht weh, kostet nichts, hilft aber oft ungemein. 
Und ansonsten: Wir sind zwar der Nabel unser eigenen kleinen Welt, aber keiner ist der des Großen und Ganzen. Nehmt Euch doch alle nicht so wichtig und denkt ab und zu mal an die anderen. Kostet vielleicht mal ein bisschen Überwindung, unter Umständen auch ein wenig Geld - aber wenn das, was in Kindergarten und Schule so hochtrabend als "Soziale Kompetenz" gefördert wird dann im Erwachsenenleben überhaupt nicht mehr gefragt ist, wirds glaube ich ganz schön eng für uns Menschen auf dieser Erde...