Freitag, 15. April 2016

magic moments

In dieser Woche gab es einen Todesfall in meinem weiteren Familienkreis. Gestern war ich im Rosenkranz. Ich bin kein sehr katholischer Mensch. Ich gehe dort nicht hin, weil ich mich in der Kirche mehr mit Gott verbunden fühle. Das kann ich überall sein - muss es aber auch in der Kirche nicht.
Ich mag das Rosenkranz beten, weil es Zeit ist, die ich ganz für mich alleine habe. Wo meine Gedanken auf die Reise gehen können, weil ich nicht an 1000 Kleinigkeiten denken muss, die ich noch machen muss oder was ich noch schnell schauen muss oder was eines der Kinder braucht. Ich kann das zwar alles denken, aber für eine halbe Stunde kann und muss ich nichts machen. Die Gebete sind automatisiert, meine Gedanken können also frei schweifen. Ich komme dabei oft (nicht immer) ganz zu mir.
Gestern war es ziemlich bewölkt, als wir in die Kirche gingen. In unserem Dorf gibt es eine relativ große alte Klosterkirche mit einem Hauptschiff und zwei Seitenschiffen. Die Kirche hat zwar große Fenster, aber aufgrund der Bewölkung und weil es ja schon Abend war, herrschte ein bisschen dusteres Zwielicht. Und dann kam auf ein Mal die Sonne heraus und schien durch eines der Fenster über dem Seitenschiff genau auf ein großes Kreuz an der gegenüberliegenden Wand. Nur durch eines und genau auf das Kreuz. Dieses Kreuz hatte ich noch nie bewusst wahrgenommen und jetzt hing es da in einer Lichtinsel an der ansonsten dusteren Wand.
Dieser Moment war beinahe magisch und hat meine Seele berührt.
Nicht weil ich glaube, dass Gott mir etwas sagen wollte, nicht weil ich meine, dass das Licht wegen mir kam sondern einfach nur, weil es wunderschön war. Eben beinahe magisch.
Weil ich in diesem Moment trotz der Trauer um den Verstorbenen, trotz des Leidens mit den Angehörigen, trotz der Angst und der Wut und der Hilflosigkeit, die in Anbetracht des Todes in mir waren ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit empfand. Dankbarkeit dafür, dass ich am Leben sein darf. Dankbarkeit dafür, dass ich diese ganze Masse an Gefühlen spüren kann und darf und Dankbarkeit dafür, dass ich derartig wunderbare Dinge wie die Sonne, die durch Wolken scheint sehen und erleben darf.
Die Magie des Lebens liegt eben meistens in den kleinen Dingen und braucht kein großes Tamtam.
Genießt die kleinen Momente, denn sie machen das große Glück.