Mittwoch, 23. Dezember 2015

aus dem Weg - philosophische 5 Minuten

Schnell, lasst mich an den Rechner, ich hab meine philosophischen 5 Minuten.....
Kennt ihr das auch, dass ihr irgendwem voller Freude über irgendeine Idee erzählt und derjenige (meist ohne böse Absicht) diese Freude mit nur wenigen Worten völlig zunichte machen kann? 
Da erzähle ich z. B., dass ich mir überlege, irgendwann tatsächlich Fotografieren zu einem meiner beruflichen Standbeine zu machen und bekomme als Antwort: "Da verdient man doch nichts und außerdem gibts da so viele..." Whom - volle Klatsche, einmal Breitseite bitte.
Eine Freundin von mir zieht jetzt dann um und hat im Bekanntenkreis erzählt, dass sie sich eine Küche kaufen müsse, nur um zu hören: "Lass Dir die Küche planen und auf keinen Fall selbst aufbauen, das kannst Du nie - das stellst Du Dir nur so leicht vor..." - Aua, genau auf die Zwölf. 
Und statt zu sagen: "Ich kann messen, ich weiß, wo die Anschlüsse sind und wie lange die Wände sind, ich kann Schränke aufbauen - ich sehe kein Problem beim Aufbau einer Küche und falls es nicht klappt, kann ich mir ja Hilfe holen" oder "Es gibt auch viele Sozialarbeiter, Kindergärtner oder Polizisten und trotzdem finden die meisten von ihnen was zu tun und falls es nicht klappt, ist es auch nicht so schlimm"... - statt das zu sagen oder wenigstens zu denken, fangen wir an zu überlegen, ob da nicht vielleicht was dran ist. Ob nicht doch alle anderen recht haben (also die 2 - 10 mit denen wir überhaupt gesprochen haben und die dann in unserem Kopf zu ALLEN anderen mutieren) mit ihrer Vorhersage des Scheiterns.
Da stellen sich mir spontan zwei Fragen:
1. )Warum legen wir so viel Wert auf die Meinung der anderen und so wenig auf unser eigenes Urteil? Weshalb vertrauen wir viel mehr darauf, dass uns jemand sagt, dass wir etwas nicht machen sollen, als auf unser Bauchgefühl, das "machs einfach" sagt? Weil wir insgeheim Angst haben zu scheitern? Weil wir uns nicht der Blamage preisgeben wollen, dass wir danach sagen müssen: "Du hattest Recht, ich habe es nicht geschafft"?  Dabei ist es doch streng genommen gar nicht so schlimm, Dinge nicht zu können und trotzdem zu versuchen. Wenn wir das nicht täten, würden wir nie laufen lernen. Oder sprechen. Oder mit Besteck essen. Oder Auto fahren (und ich kenne einige, die das jeden Tag machen, obwohl sie es meiner Meinung nach nicht besonders gut können...) 
Leider haben den Bonus des "Nicht-Können-Dürfens" nur kleine Kinder. Ansonsten ist "Nicht-Können" in unserer Gesellschaft verpönt. Wer etwas nicht kann und dazu auch noch steht oder zulässt, dass es sich das Unvermögen zeigt, der setzt sich Gespött und Gerede aus. Was mich direkt zur zweiten Frage bringt:
Warum sind wir so schnell dabei, andere klein zu machen? Macht uns das größer? Oder fühlen wir uns nur kompetenter und besser, wenn wir das Gefühl haben, dass es unter uns noch jemanden gibt? Jemanden, der irgendetwas schlechter kann als wir?
Bsp. Fotografieren (falls ich Euch damit nerve: tut mir leid (nein, tut es gar nicht) - aber da müsst ihr durch....): Ich weiß, dass ich da noch ne Menge lernen kann. Ich glaube andererseits, dass ich da auch schon viel gelernt habe. Und ich weiß, dass es Menschen gibt, denen meine Art von Bildern gefällt. Ich weiß auch, dass ich noch nicht so weit bin - aber ich entscheide, wann ich so weit bin, dass ich es mich traue. Und kein anderer, der mir erklären will, dass das nicht geht oder ich das nicht kann oder noch viel lernen muss oder es so viele andere gibt. Ich allein. Das Schöne beim Fotografieren ist ja, dass es immer Geschmackssache ist, wem Bilder gefallen. Ich sehe immer wieder Bilder im Netz von "professionellen" Fotografen (also Leuten, die damit ihren Lebensunterhalt verdienen), bei denen ich mir denke: Das hätte ich besser gekonnt. Oder: Das und das und das hätte ich anders gemacht - und trotzdem gibt es Leute, die ihnen Geld dafür zahlen, dass sie die Bilder genau so machen, wie sie sie machen. Jeder muss sich das suchen, was ihm gefällt. Beim Fotografieren und im Leben.
Aber macht es mich besser, wenn ich meine Meinung zu einem Bild groß und breit trete? Wenn ich alles kommentiere und nichts einfach stehen lassen kann? Nein, macht es nicht. Außerdem kann man auch Kritik so verpacken, dass sie sich nicht anfühlt, als würde man einen Schlag ins Gesicht bekommen. Und manchmal muss man vielleicht auch einfach gar nichts sagen.
Schlussendlich sagen Kritik und Sätze, die einen niedermachen meist mehr über die Menschen aus, die sie sagen, als über die, zu denen sie gesagt werden. Das sollte man immer im Hinterkopf behalten.

Jedem, der immer noch Angst hat, etwas nicht zu schaffen und sich davon abhalten lässt, es überhaupt zu versuchen, möchte ich die Worte Thomas A. Edisons mit auf den Weg geben:
"Ich habe nicht versagt. Ich habe 10000 Wege gefunden, die nicht funktionierten."


Freitag, 18. Dezember 2015

Rückblick - mal wieder

Wenn überall die ganzen Jahresrückblicke laufen, wenn Facebook einem die "Highlights" des letzten Jahres nochmal zeigt (als ob Facebook wüsste, was ein Highlight meines Jahres war und als ob ich Facebook dafür bräuchte, mich daran zu erinnern...), wenn "Der kleine Lord" und "3 Haselnüsse für Aschenbrödel" rauf und runter laufen, wenn Wham aus dem täglichen Radioprogramm nicht mehr wegzudenken ist und die Werbeblöcke länger und voller Spielzeug werden - dann steht Weihnachten vor der Türe.
Was genau der ganze Zirkus mit "besinnlich" und mich "stader Zeit" zu tun hat, erschließt sich mir nicht so ganz, ist aber ja egal. Ich höre im Auto entweder Bayern2 oder CD und umgehe somit den Weihnachtsliederwahnsinn, Fernsehen schau ich so gut wie nie, Facebookrückblicke interessieren mich eher wenig und durch das Fernseher-Auslassen hält sich auch die Werbung in Grenzen. Somit schaffe ich es ganz gut, mir die Zeit so zu machen, wie es mir gefällt.
Mir gefällt es, wieder näher zusammenzurücken. Sich jeden Tag ein bisschen "Quality-Familien-Zeit" zu gönnen (wie das so neudeutsch halt heißt). Wir haben heute z. B. einen Spieleabend gemacht und ne Stunde lang alle um den Tisch gesessen und Kinderspiele gespielt.
Wir zünden beim Essen die Kerzen am Adventskranz an und lesen (fast) jeden Tag eine Geschichte aus dem Adventskalender.
Wir besuchen jede Woche einen anderen Christkindlmarkt und versuchen dabei hauptsächlich kleinere und schöne zu Besuchen und/oder uns die Zeit zu nehmen, besondere Dinge zu entdecken. Dieses Jahr bekommt unsere Krippe zum Beispiel einen Teich mit ein paar Schwänen...
So mag ich die Zeit - und ich freu mich auf Weihnachten.

Trotzdem darf natürlich auch hier der obligatorische Rückblick aufs letzte Jahr nicht fehlen, auch wenn er mir schwer fällt.

Ich habe viele Dinge erlebt, das meiste davon schön und bereichernd. Manches ging mir auf die Nerven, aus vielem habe ich gelernt. Mehr kann man sich eigentlich nicht wünschen. Ich habe einige erinnernswerte Erlebnisse ins Fotoalbum in meinem Kopf geklebt.
Manche zum Schmunzeln, wie der Esel, der am Maar in der Eifel unbedingt unsere Brotzeit haben wollte.
Manche, die mich stolz machen, wie z. B. die Tatsache, dass mein Sohn tapfer die drei Wettkämpfe geturnt hat oder der reibungslose Schuleintritt meiner Tochter.
Manche, die mich traurig machen, wie der Tod und die Beerdigung meiner Oma und viele, die mich glücklich machen, wie gemeinsame Treffen mit Freunden, neue Freundschaften, die sich gebildet haben, meine Familie und mein Mann, der auch nach 10 Jahren noch an meiner Seite (oder hinter mir) steht (je nachdem, wo ich ihn eben gerade brauche).
Ich habe viel gelernt, egal, ob es Fähigkeiten und Fertigkeiten sind, die ich weiterentwickelt habe (wie das Fotografieren) oder Dinge über mich und andere. Mir sind ein paar Dinge bewusster geworden, ich weiß wieder ein bisschen mehr, was ich möchte und was nicht, kurz: Es war ein Jahr voller Leben.
Ich hoffe, ihr alle könnt ebenfalls auf dieses Jahr zurückschauen und sagen: Bei allem, was es gebracht hat, bei allen Höhen und Tiefen waren schöne Momente dabei und konnte ich Dinge für mich lernen und mitnehmen.
Das ist es, worauf es meiner Meinung nach ankommt. Nicht darum, dass immer alles strahlend hell und wunderbar ist. Das macht nicht glücklich. Sondern darauf, dass man zumindest im Blick in den Rückspiegel noch ein paar Dinge findet, die gut waren.
Ich glaube nicht, dass alles irgendwann Sinn macht. Es gibt genügend Scheiß in jedem Leben, den tatsächlich auch im Nachhinein kein Mensch braucht. Es gibt Kriege und Gewalt und sinnlose Grausamkeit und Härte im Leben. Mir kann auch keiner erklären, welchen Sinn es im Nachhinein macht, wenn Kinder irgendwo auf der Welt verhungern. Aber ich glaube, dass es glücklich macht, wenn man zumindest im Rückblick schafft, etwas Gutes in schweren Zeiten zu finden.

In diesem Sinne wünsche ich Euch für dieses Jahr wunderbare Weihnachtstage, so wie Ihr sie Euch wünscht. Egal ob fröhlich, friedlich oder festlich, mit vielen Menschen oder alleine, mit großem Gala-Diner oder Bockwürstchen. Einfach ein paar Tage nach Eurem Geschmack und für das nächste Jahr wünsche ich Euch massenhaft Erinnerungen für Euer Fotoalbum.

Sonntag, 13. Dezember 2015

(Vorweihnachts.) Stress

Ich bin genervt.
Sind ja gerade viele. Die meisten wegen Weihnachten und Plätzchen backen und 793 Geschenke kaufen und die verpacken und überhaupt.
Ich gar nicht deswegen. Ich backe dieses Jahr keine Plätzchen (oder nur eine Sorte) - das überlass ich denen, die es gerne machen und Spaß daran haben. Wenn ich nächstes Jahr wieder Spaß dran habe, backe ich nächstes Jahr wieder. Wenn nicht, dann nicht.
Geschenke habe ich jetzt (glaube ich) alle - und verpacken läuft am 23. im Rundumschlag.
Nein, ich bin überhaupt und prinzipiell genervt.
Weil ich das Gefühl habe, keine Zeit mehr für mich zu haben, weil alles zu viel ist, weil meine Kinder (wie sich das für Kinder halt gehört) nicht hören und nicht aufräumen und sich manchmal streiten, weil Menschen in meiner Umgebung nicht so tun und denken, wie ich das für Richtig empfinden würde, weil andere mich spüren lassen, dass ich nicht so handel und denke, wie sie das für Richtig emfpinden würden,weil meine Handgelenke nach einem dreiviertel Jahr immer noch weh tun und die Sehnenscheidenentzündung einfach nicht abklingen will, weil Gitarre spielen, stricken und häkeln mit extremen Schmerzen verbunden sind, weil es draußen Wetter hat und mein Kind um halb neun noch immer nicht schlafend im Bett liegt.
Es gibt tausende Gründe, warum ich genervt bin - und leider lass ich es manchmal an Menschen aus, die nichts dafür können. Dann schreie ich und tobe oder ich ziehe mich zurück.
Egal  für welche Art ich mich entscheide, ich fühle mich nur selten gut dabei.
Wenn ich meine Kinder anschreie, habe ich das Gefühl, die schlechteste Mutter auf der ganzen Welt zu sein, weil ich sie anschreie und gleichzeitig werde ich so wütend, weil sie mich in der kindereigenen Art dazu bringen zu schreien und ich es nicht anders schaffe, sie zu irgendetwas zu bringen, dass ich noch mehr schreie.
Wenn ich mich von Leuten zurückziehe, die ich nicht verstehe oder über die ich mich geärgert habe, dann denke ich mir, ich sollte ihnen eigentlich sagen, was los ist - und gleichzeitig habe ich keine Lust, ständig meinen Standpunkt klar zu stellen und zu verteidigen. Ich will einfach gerade nicht. Und dabei komme ich mir sozial völlig inkompatibel und inkompetent vor. Eigentlich würde ich gerne Winterschlaf machen. Im November langsam den sozialen Rückzug antreten und erst im März wieder auf der Bildfläche erscheinen. Zwischendrinnen nur Kontakt zu Menschen haben, die ich gerne mag und die mich gerne mögen...Aber das ist leider in meinem Leben so nicht vorgesehen.

Insgesamt ist das Genervt-sein aber kein Zustand, der auf Dauer gut ist. Weder für mich noch für die Menschen in meinem Umfeld. Es muss sich also etwas ändern. Wohlgemerkt, ich erwarte nicht, nie mehr genervt zu sein. Das wäre nicht ich (so weit kann ich auf meinem Weg zum Zen gar nicht fortschreiten). Aber weniger und dann so, dass ich es noch im Griff habe.
Ein Punkt, der sich ändern wird, ist, dass ich spätestens Ende Juli meinen Zweitjob im Kindergarten aufhören werde. Er nimmt mir einfach zu viel Zeit, die ich auch mal für mich selbst brauche. Und die anfangs so positive Tatsache, dass es 12 klar planbare Stunden sind nimmt mir insgesamt leider die Flexibilität für meine andere - sehr flexible - Tätigkeit. Das führt dazu, dass meine Arbeitstage zum Teil 12 und 13 Stunden ohne Pause dauern und ich nur noch von Termin zu Termin hetze. Dafür, dass ich "eigentlich" nur in Teilzeit arbeite ist mir das einfach zu heftig.
Also suche ich mir eine andere Tätigkeit mit weniger Stundenumfang (und evtl. höherem Stundenlohn), die ich besser mit meiner flexiblen Ersttätigkeit kombinieren kann.
Ein weiterer Punkt, der sich ändern wird ist, dass ich wieder mehr auf mich schauen werde. Mich mehr mit Freunden treffen, einfach mal auf nen Kaffee oder zum Ratsche -. was zur Zeit einfach rein zeitlich gar nicht möglich ist.
Auf meine Agenda kommt außerdem (ab Frühjahr) wieder mehr spazieren gehen. Momentan ist es mir um fünf oder sechs einfach zu dunkel - aber wenn es wieder heller wird, muss das unbedingt sein. Vielleicht schrumpft dann auch das übermäßige Fettpolster etwas.
Außerdem will ich unbedingt wieder mehr fotografieren. Wahrscheinlich schenke ich dieses Jahr einfach allen Leuten Fotogutscheine, dann ergibt sich das von selbst.... Fotografieren ist nämlich tatsächlich entspannend - weil man da rauskommt und sich wirklich auf etwas konzentrieren muss - sonst werden es geknipste Fotos aber keine Bilder...

Als ersten Schritt werde ich jetzt erst Mal zwischen dem 24.12 und dem 8.1. nur einen einzigen Tag arbeiten. Und den nur kurz. Auf diese Auszeit freue ich mich wahnsinnig, weil ich sie brauche. So viel Zeit mit meinen Lieben verbringen, dass ich mir ab und zu Auszeiten alleine nehmen kann, ohne dass ich ein schlechtes Gewissen habe, weil ich eh so viel nicht da bin und mir daher eine Stunde (oder mehr) alleine kaum zugestehe.

Mein Wunsch für 2016 ist daher ganz einfach: Zeit. Für mich, für andere, für meine Familie, für Ruhe, für Entspannung, für Aufregung und Überraschung, für Neues und Altes, für Leben.

Ich habe in meinem Facebook-Adventskalender heute ein Gedicht von Elli Micheler gepostet, das wunderbar dazu passt und mit dem ich diesen Post für heute beenden möchte:

Ich wünsche Dir Zeit
Ich wünsche dir nicht alle möglichen Gaben.
Ich wünsche dir nur, was die meisten nicht haben:
Ich wünsche dir Zeit, dich zu freun und zu lachen,
und wenn du sie nützt, kannst du etwas draus machen.
Ich wünsche dir Zeit für dein Tun und dein Denken,
nicht nur für dich selbst, sondern auch zum Verschenken.
Ich wünsche dir Zeit – nicht zum Hasten und Rennen,
sondern die Zeit zum Zufriedenseinkönnen.
Ich wünsche dir Zeit – nicht nur so zum Vertreiben.
Ich wünsche, sie möge dir übrig bleiben
als Zeit für das Staunen und Zeit für Vertraun,
anstatt nach der Zeit auf der Uhr nur zu schaun.
Ich wünsche dir Zeit, nach den Sternen zu greifen,
und Zeit, um zu wachsen, das heißt, um zu reifen.
Ich wünsche dir Zeit, neu zu hoffen, zu lieben.
Es hat keinen Sinn, diese Zeit zu verschieben.
Ich wünsche dir Zeit, zu dir selber zu finden,
jeden Tag, jede Stunde als Glück zu empfinden.
Ich wünsche dir Zeit, auch um Schuld zu vergeben.
Ich wünsche dir: Zeit zu haben zum Leben!
(Elli Micheler)