Sonntag, 6. August 2017

die alten Griechen wieder....

"Kein besseres Heilmittel gibt es im Leid als eines edlen Freundes Zuspruch." 

Das sagte schon der gute, alte Euripides, der irgendwann 400-500 Jahre vor Christus gelebt hat. Und er hatte Recht. 
Ich weiß aus eigener Erfahrung (und zwar auf beiden Seiten), dass man als Angehöriger eines erkrankten Menschen oft das Gefühl hat, nichts tun zu können. Der Betroffene selbst kann kämpfen - aber man selbst steht hilflos daneben und muss zusehen. Man kann nur mitgehen, wo man doch so gerne auch etwas abnehmen würde. 
Aber gerade das Mitgehen ist so unglaublich wichtig und hilfreich. 
Ich vergleiche meine Krebserkrankung oft mit einem Weg, der über ziemlich unwägbares Terrain führte. Ich stand vor einigen Abgründen - und wenn ich meinen Mann nicht gehabt hätte, der neben/vor/hinter mir stand und mir immer gesagt hat: "Ich bleibe, ich halte, ich bin da" - dann hätte ich das Ganze mit Sicherheit nicht so gut und so problemlos überstanden.

Man kann es ein bisschen vergleichen, wie wenn man mit seinem Kind auf dem Spielplatz ist. Irgendwann steht man dann vor der Seilbrücke, in die man als Erwachsener gar nicht wirklich hineinpasst und erzählt dem Kind, dass das sicher ist - und das Kind traut sich nicht. Aber manchmal schafft man es, dass man dem Kind vermittelt: "Ich bin da, ich halte Dich, ich pass auf Dich auf" und es so viel Vertrauen in einen hat, dass es sich traut, obwohl man ihm nicht direkt helfen kann. Man hilft ihm mental. Indem man da ist. Einfach nur da. 
Genauso, wie man es hält und tröstet, wenn es beim Rennen gefallen ist. Natürlich kann man ihm den Schmerz nicht wirklich nehmen - aber er ist so viel leichter zu ertragen, wenn da jemand ist, der einen in den Arm nimmt und pustet und einem das Gefühl gibt, nicht alleine zu sein.


Genauso ist es auch, wenn man groß ist. Natürlich kann niemand seinem Lieben die Schmerzen oder die Angst oder den Weg durch die Therapien oder auch den letzten Weg des Sterbens abnehmen. Aber wir können dafür sorgen, dass all diese Wege nicht alleine beschritten werden müssen. Dass wir als Angehörige und Freunde da sind und sagen: Ich bleibe, egal was kommt, an Deiner Seite und gehe Deinen Weg mit Dir. Du musst ihn nicht alleine gehen. Und wenn Du fällst, dann helfe ich Dir auf. Ich nehme Dich in den Arm und puste. 

Ich bin nach wie vor unendlich dankbar dafür, dass ich Menschen an meiner Seite hatte, die genau das getan habe. Und dass ich jeden Tag erleben darf, dass auch andere solche Menschen haben. Leider nicht jeder, aber doch ziemlich viele. Ich ziehe meinen Hut vor allen, die ihre Lieben in solch schwierigen Situationen nicht alleine lassen. Die mit ihnen lachen und weinen, sich fürchten und trotzdem da bleiben.
Macht weiter so. Und seid Euch bewusst, dass Ihr genau DAMIT so wahnsinnig viel helfen könnt.

Danke!