Sonntag, 2. November 2014

"...letters I´ve written, never meaning to send..."

Wenn mich Dinge aufregen, schreib ich ganz oft Briefe, die ich dann nicht versende. Vielleicht kennen das ein paar von Euch auch. Besonders mit Behörden etc. passiert mir das immer wieder. Diese Woche war es wieder mal so weit.
Ich habe nach der Entfernung meiner Eierstöcke und der zweiten Brust beim ZBFS einen Verschlimmerungsantrag gestellt zur Neuberechnung des GdB. Dabei habe ich auch die Emfpindungsstörungen in den Händen angegeben (mittlerweile habe ich die auch in den Füßen, aber ist ja egal).
Im Bescheid hieß es dann "die mit der Gesundheitsstörung Gefühlsstörungen im Bereich der Finger verbundenen Einschränkungen bedingen keinen GdB von wenigstens 10. Die Berücksichtigung bei der Feststellung des GdB ist daher nicht möglich."
Coole Nummer. Der Brief an Frau XXXX vom ZBFS würde sich in etwa wie folgt lesen:

Sehr geehrte Frau XXX,
mit großer Verwunderung habe ich ihrem Bescheid entnommen, dass die Gefühlsstörungen im Bereich der Finger keine zu berücksichtigenden Einschränkungen bedingen. 
Haben Sie schon einmal versucht, mit tauben oder kribbelnden Fingern zu stricken, zu nähen oder zu häkeln? Sie sind nicht handwerklich begabt? Spielen sie ein Instrument? Wenn ja: Schon mal versucht, mit tauben Fingern Gitarre oder Klavier zu spielen? Oder gehen wir in die normalen Haushaltsaufgaben: Zwiebeln schneiden? - Glauben Sie mir: sehr schmerzhaft, wenn man den Schnitt erst merkt, wenn er richtig tief ist.
Sollten Sie nach wie vor der Meinung sein, dass das alles im Alltag nicht einschränkt (verzichten wir halt auf Handarbeit, Musik und Kochen) - wie wäre es mit einem kleine Experiment? Das können Sie bei Ihrer vorwiegend sitzenden Tätigkeit durchaus in ihren normalen Arbeitsalltag integrieren: Setzen Sie sich so lange auf Ihre Hände, bis die Finger komplett taub sind. Keinesfalls beim ersten Kribbeln aufhören. Warten sie, bis es richtig fies ist. Wenn Sie an diesem Punkt ankommen, versuchen Sie mal, Ihre Bluse mit den tauben Fingern aufzuknöpfen, ihren Hosenknopf zu schließen, ihre Schuhe zu binden oder die Haken ihres BHs zu schließen. Und wie verändert sich Ihre Maschinen-Schreib-Leistung mit kribbelnden Fingern?
Sollten Sie das alles ohne Probleme schaffen, sind sie motorisch geschickter als ich.

Gerne können Sie dieses Experiment auch vor dem Schlafengehen wiederholen. Am Besten schlagen Sie dabei noch die Beine übereinander, damit zumindest ein Fuß ebenfalls kribbelt. Dieses Kribbelgefühl kann man dann im Bett besonders genießen. 
Der Unterschied zwischen dem Experiment und meiner tatsächlichen Situation ist, dass bei Ihnen das Kribbeln bereits nach kurzer Zeit wieder aufhören wird - bei mir ist es permanent vorhanden und betrifft mittlerweile nicht nur die Hände, sondern auch die Füße.
Wenn wir ganz ehrlich sind, ist es die Einschränkung, die mich im Alltag am meisten betreffen.
Mit freundlichen Grüßen,
...

So, oder so ähnlich würde sich der Brief wohl lesen, wenn ich ihn denn schriebe...

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