Samstag, 5. Juli 2014

was macht uns zu was?

Ich höre immer wieder von Leuten. "Ohne XXX wäre ich nichts". Für die XXX kann man alles Mögliche einsetzen. Meine Kinder, meinen Mann, meine Musik, die Pferde, .....
Aber ist das wirklich so? Wären diese Menschen ohne das jeweilige X nichts? Und warum habe ich kein X? Ich habe nichts, von dem ich behaupten würde, ich wäre nichts ohne es. Heißt das jetzt, dass ich nichts so gut kann/so sehr liebe, dass ich ohne nichts wäre? Habe ich keinen Inhalt in meinem Leben? Oder nur oberflächliche Dinge?
Fragen über Fragen...
Ich bin der festen Überzeugung, dass ich genau den richtigen Mann gefunden habe. Bei ihm fühle ich mich wohl und zu Hause und sicher und geborgen. Ich liebe meine Kinder und bin um jedes einzelne davon froh und dankbar, sie zu haben. Würde ich einen von ihnen verlieren, wäre ich unendlich traurig und mein Leben wäre anders. Hätte ich den Mann und/oder die Kinder nicht gehabt, wäre mein Leben nochmal anders. Aber ich wäre trotzdem noch etwas. Ich wäre nach wie vor ich.
Ich habe lange Jahre und liebend gerne in einem Chor gesungen. Seit ich nicht mehr dort singe fehlt mir das Singen - aber ich bin immer noch ich.
So lange ich auch nachdenke, ich finde nicht die eine Sache, die mich ausmacht. Ich bin vielschichtig. Mein Ich hat viele Facetten. Es gibt welche, die mag ich lieber als andere - aber insgesamt gehören alle zu mir. Und auch wenn ein Kern immer gleich bleibt oder sich zumindest nur sehr langsam verändert, so ändert sich doch das Ich ständig und fortwährend. Weil ich lebe und deshalb dauernd mit neuen Eindrücken und Erfahrungen konfrontiert werde. So hat mich das letzte Jahr sicherlich verändert - aber es hat trotzdem keinen völlig anderen Menschen aus mir gemacht.
Wenn ich ganz ehrlich bin, bin ich auch froh, dass mein Mann nicht sagt, dass er ohne mich nichts wäre. Die Verantwortung möchte ich nicht haben, ständig und immer dafür sorgen zu müssen, dass jemand etwas ist.
Ich möchte auch nicht, dass meine Kinder diese Rolle bekommen und ich "nur noch" Mutter bin (und ich werte damit ganz bestimmt nicht die Rolle der Mütter ab - ich weiß, was Mütter leisten :-)  ) Aber ich bin ohne meine Kinder immer noch etwas. Ich habe außer der Rolle als Mutter noch andere Dinge, die mich definieren.Sie können also irgendwann flügge werden (in ferner Zukunft, beeilen müssen sie sich damit noch nicht) ohne sich Sorgen machen zu müssen, dass ich dann nichts mehr bin.
Ich bin und bleibe ich. Ob mit oder ohne Haare, ob mit oder ohne Brust, ob mit oder ohne Singen usw.
Das klingt jetzt alles ungemein selbstbewusst und erwachsen, dabei bin ich gerade die beiden Dinge eher nicht. Aber trotz allem bin ich ich. Ich bin ein Ich-bin-ich, so wie in dem gleichnamigen Kinderbuch. (Wir haben uns im Kindergarten eines genäht. Meines war dunkelblau mit bunten Blümchen drauf und ich kann mich noch genau daran erinnern)

Ich wünsche Euch allen, dass Ihr für Euer Leben sagen könnt: "Ohne XXX würde mir etwas fehlen" aber nicht sagen müsst "Ohne XXX wäre ich nichts".

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