Freitag, 14. April 2017

warum es ein ganzes Dorf braucht

Ein afrikanisches Sprichwort sagt: "Es braucht ein ganzes Dorf um ein Kind zu erziehen".
Ich stelle immer wieder fest, dass da schon sehr viel Wahres dran ist.

Gerade in der heutigen Zeit, wo es kaum mehr Großfamilien gibt, in denen mehrere Generationen quasi unter einem Dach - oder doch zumindest auf engem Raum - zusammenleben, fällt immer mehr auf, wie dringend man eigentlich als Mutter und Vater auf die Hilfe anderer angewiesen ist.

Wir sind in der glücklichen Lage, dass zwei Omas in unserer Nähe leben, die den Kindern auch sehr liebevoll verbunden sind. Wir haben Geschwister und Freunde, die alle auch mal nach den Kindern sehen können.
Wenn es für uns Eltern mal schwierig ist - sei es, weil wir arbeitstechnisch (zu) viel zu tun haben oder dass es einfach mal mit einem der Kinder hoch her geht (wer kennt das nicht, die Zeiten, wo es mit einem Kind einfach mal hakt, weil man sich nur noch reibt) - können wir es organisieren, dass wir Zeit für uns und die Kinder Zeit ohne uns bekommen. Das tut immer wieder mal gut und ist für beide Seiten wichtig.
Außerdem lernen unsere Kinder dadurch auch andere Werte und andere Sichtweisen kennen. Sie lernen, dass nicht in jeder Familie und bei jeder Bezugsperson die gleichen Regeln gelten - dass es aber trotzdem eigentlich immer irgendwelche Regeln und Grenzen gibt.
Sie lernen, mit verschiedenen Menschen umzugehen und sie haben die Gewissheit, dass sie von vielen Menschen geliebt werden.
All das ist unglaublich wertvoll und wichtig für ein Kind. Und für die Eltern.
Leider können mittlerweile viele nicht mehr auf diesen Rückhalt bauen. Viele Familien - oder noch schwieriger: Alleinerziehende - sind immer auf sich gestellt, haben immer die volle Verantwortung für ihre Kinder, können nichts an andere abgeben. Manche zerbrechen an diesem Druck, manche versuchen, ihn durch lange Buchungszeiten in Kindergärten und Krippen zu minimieren, wieder andere schaffen es, sich ganz alleine durchzubeißen.
Angenehmer ist es auf jeden Fall, wenn man die Möglichkeit und damit auch die Wahl hat.
Das ist die eine Seite des Dorfes.

Dann gibt es aber auch noch die andere Seite des Dorfes. Die Menschen rund um das Kind - und da gehören wir alle dazu - haben nämlich auch noch die Aufgabe, den Schutz des Kindes sicherzustellen. Und hier übernimmt das sprichwörtliche Dorf (im wahren Leben wir alle) eine ganz wichtige Aufgabe. Während nämlich erst mal alle Eltern für sich entscheiden, wie sie ihr  Kinder erziehen stoßen wir hier an die Grenze der Elternentscheidung und an die Verantwortung der Gesamtgesellschaft. Wenn es darum geht, dass Kinder verletzt, vernachlässigt oder misshandelt werden, dann dürfen wir nicht still sein. Wir dürfen uns nicht darauf zurück ziehen, dass es ja nicht unsere Kinder sind und die Eltern das entscheiden müssen. Wir müssen den Mut haben, uns schützend vor die Kinder zu stellen. Weil  die Kinder sich selbst nicht schützen können und darum auf uns als das Dorf angewiesen sind.
Wie wir das machen ist egal. Ob wir mit den Eltern persönlich sprechen, ob wir unsere Hilfe anbieten, ob wir das Jugendamt informieren, ob wir den Kindergarten oder die Großeltern ansprechen - alles egal. Hauptsache wir sehen nicht tatenlos zu, wie Kindern weh getan wird. Und Hauptsache, wir bleiben dran und beobachten, wie sich das Ganze weiterentwickelt. 

Denn eines müssen wir uns alle klar machen: Der Schutz von Kindern ist unser aller Aufgabe. Diese Verantwortung kann keiner von sich weisen.
Wir alle leben nämlich in dem Dorf. Darauf müssen sich die Kinder verlassen können.

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