Dienstag, 29. Juli 2014

das muss ja auch mal gesagt werden

Neulich habe ich auf Facebook folgenden Spruch gelesen:

"Früher wollte ich alles anders machen als meine Eltern.
Heute weiß ich, dass sie ihre Sache gar nicht mal so schlecht gemacht haben."

Ich bin ja normalerweise kein großer Teiler - aber den musste ich teilen.
Weil er stimmt.
Geht's Euch auch so? Wenn Euch jemand sagt: "Du bist wie Dein Vater" dann habt ihr sofort irgendetwas Negatives im Kopf. Egal, wieviele tolle Seiten und Charakterzüge Euer Papa hat.
Meiner ist z. B. unglaublich kreativ. Der kann alles, was irgendwie kunsthandwerklich ist. Egal, was er anfängt, er kanns. Und er hat - als ich klein war - die tollsten Geschichten erfunden.
Nebenbei ist er ziemlich cholerisch und ein klitzekleines bisschen rechthaberisch. Und jetzt ratet mal, an was ich sofort denke, wenn jemand sagt: "Du bist wie Dein Vater"...
Dabei wär's doch so einfach, zu sagen: "Dankeschön. Ich hoffe, dass ich auch so handwerklich begabt bin." Oder "Ja, so kreativ möchte ich gerne sein."

Manchmal machen wir uns das Leben echt selber schwer.
Daher möchte ich mich jetzt mal ganz offiziell bei meinen Eltern bedanken. Wie alle anderen auch hatten wir auch mal schwierige Zeiten - aber alles in allem haben wir das ganz gut hingekriegt. Und ich finde mich ganz gut, so wie ich bin. Und das ist ja schließlich nicht zu Letzt Euer Verdienst.
Danke dafür, dass ihr immer für mich da wart und da seid  und mich mit allen Höhen und Tiefen einen Teil dazu beigetragen habt, mich zu dem zu machen, was ich heute bin.





Noch ne kleine Anekdote am Rande:
Das Klinikum möchte gerne für den Tag an dem sie mich wieder heimgeschickt haben 10 Euro. Ich hab jetzt mal widersprochen. Ich bin ja nicht behandelt und nicht versorgt und nicht gepflegt worden. Mal sehen, ob ich trotzdem zahlen muss....

Dienstag, 22. Juli 2014

lauft doch erst Mal in meinen Schuhen

Es gibt ja immer wieder Leute, die meinen sie wüssten, wie das Leben so läuft. Oder wie es laufen sollte. Oder wie man es zu leben hat. Dabei vergessen sie nur leider oft, dass das vielleicht für ihr Leben so gelten mag, aber dass das deshalb noch lange nicht auf alle anderen Leben zu übertragen ist.
Sie gehen einfach mal davon aus, dass die Wertigkeiten, die sie in ihrem Leben ansetzen für alle gelten und dass Menschen, die anders leben automatisch falsch liegen bzw. etwas falsch machen.
Prinzipiell darf das wegen mir gerne jeder denken. Solange er es für sich behält.
Denn wer gibt vor, welche Wertigkeiten richtig sind und welche nicht?
Bei mir sieht es z. B. immer chaotisch aus. Es ist selten wirklich aufgeräumt. Man kann aber immer laufen, ohne am Boden festzukleben, der Tisch klebt auch nur selten (außer, das Apfelsaft-Massaker war unbemerkt oder meine Tochter schwelgt in Bastelarbeiten), meine Kinder haben täglich frische, halbwegs saubere Klamotten an, sie kriegen regelmäßig selbstgekochte und halbwegs ausgewogene Mahlzeiten ...
Kurz: Ein relativ normales Leben in einem Haushalt mit 3 noch ziemlich kleinen Kindern.
Ja, andere Leute würden es vielleicht schaffen, dass die Küchen-Arbeitsplatte nicht mit Papieren, abgerissenen Knöpfen, abgelegten Stiften, Wasserbomben und anderen Dingen, die man nur kurz aus der Hand oder aus der Reichweite der Kinder legen muss, zulandet. Andere Leute würden es auch schaffen, dass im Gang nicht immer mindestens 5 Paar Schuhe rumliegen und 3 Jacken über dem Treppengeländer hängen, weil die Garderobe bereits voll ist. Ich bin mir auch sicher, dass es Menschen gibt, die es schaffen, dass die Decken auf dem Sofa immer zusammengelegt sind und die Kissen schön am Rand entlang liegen.
Ob sie das allerdings zu besseren Menschen macht, finde ich persönlich fraglich. Ob sie glücklicher sind auch. Zweifelsohne müssen sie sich seltener rechtfertigen und beleidigen lassen.
Ich gebe ehrlich zu, dass ich Hausarbeit nicht mag. Mir gibt es keinerlei Befriedigung, wenn die Küche blitzt und blinkt. Ich weiß sowieso, dass es spätestens morgen früh nach dem Frühstück wieder genauso aussehen wird wie vorher und dass die mühsam freigeschaufelte Eckbank spätestens morgen nachmittag wieder voller Stifte und Bastelpapier liegen wird.
Mir ist es auch einfach egal, wenn da was liegt - bis es ein kritisches Maß übersteigt und ich im Hau-Ruck-Verfahren aufräume.
Weil mir andere Sachen wichtiger sind. Mir war es heute wichtiger, mit meinem Sohn Wasserbomben zu füllen, ihm zu zeigen, wie man den Knoten macht und uns ein kleine Wasserschlacht zu liefern. Mir war es wichtiger, die Bügelperlenbilder meiner Tochter und deren Freundin zu bügeln. Mir war es wichtiger, mit meinem Sohn 5 Seiten der Wawuschels zu lesen. Mir wäre es auch wichtiger gewesen, mich selbst mal hinzusetzen und eine halbe Stunde ein gutes Buch zu lesen - aber dazu bin ich heute gar nicht gekommen. Und wer bitteschön darf jetzt beurteilen, ob das die richtige Prioritätenverteilung ist, oder nicht? Wer darf sich das Recht nehmen zu sagen Hausarbeit wäre wichtiger gewesen?
Was mich an dieser Geschichte so sehr ärgert, ist, dass nicht gemessen wird, was man macht, sondern immer nur gewertet wird, was man NICHT macht.
Ich bin maßgeblich daran beteiligt, dass aus unseren 3 Kindern selbständig denkende und mit moralischen Grundsätzen vertraute Menschen werden, die wissen, dass es Rechte und Pflichten gibt. Ich bin außerdem daran beteiligt, den Alltag von 5 Menschen unter einen Hut zu kriegen und dafür zu sorgen, dass alle ihre Termine (die Pflicht- und die Kür-) einhalten. Ich kümmere mich um die großen und kleinen Wehwehchen, sorge für so banale Dinge wie das Vorhandensein von Klopapier und Ketchup, wasche die >100 Kleidungsstücke, die bei uns pro Woche zusammenkommen und lege sie zusammen, lese Gute-Nacht-Geschichten, singe Gute-Nacht-Lieder, räume die Spülmaschine ein, sauge, habe heute knapp 30 Hemden und andere Dinge gebügelt und den Wocheneinkauf für uns erledigt .......
Es ist also gar nicht so, dass ich gar nichts tue den lieben langen Tag. Ich mache nur ein bisschen nicht so wie andere - und das verleitet manche Menschen dazu, mich zu verurteilen.
Daher jetzt nochmal für alle:
Zu mir kann jeder immer kommen und kriegt jederzeit einen Kaffee.
Wer Sorgen hat kann auch nachts um 3 kommen und wird immer noch ein offenes Ohr finden.
Wer sich bei mir nicht wohlfühlt, kann hingegen gerne wegbleiben. Es muss sich niemand quälen.
Sollte jemand nur zu mir kommen, um sein Ego aufzubessern, weil er mit dem sicheren Gefühl geht, besser zu sein, als ich, darf derjenige das gerne tun - solange er es für sich behält.
Wer meint, mir ins Knie schrauben zu müssen, wie unzulänglich ich bin und was ich alles nicht richtig mache, darf sich hingegen gerne die Luft dafür sparen. Ihr dürft Euch sicher sein, dass mir meine Schwächen ebenso bewusst sind, wie meine Stärken. Ich benötige diesbezüglich wirklich keine Hilfe zur Selbsterkenntnis.Sollte mich Eure Meinung diesbezüglich interessieren, werde ich Euch fragen. Sollte ich nicht gefragt haben, bin ich nicht an Meinungsäußerungen interessiert. Kehrt doch bitte vor Eurer Tür (wo wir es doch schon von der Sauberkeit und Ordnung haben) - wegen mir auch in Eurer Wohnung, in Eurem Haus, in Eurem Keller oder unter Eurem Tisch. Eigentlich ist mir ziemlich egal, wo ihr überall kehrt - nur macht nicht so nen Wirbel bei mir... Lebt Euer Leben, wie Ihr das wollt, aber lasst mir meines.
Kommt, wenn ihr gerne kommt und wenn ihr wegen uns kommt. Sonst: bleibt bitte zu Hause und lasst den Platz frei für die, die gerne kommen.
So einfach ist das.
Ach ja: Und falls ihr wirklich helfen wollt (Eurem Gegenüber und nicht nur Eurem eigenen Ego), dann fragt doch mal, wie's geht und hört dann auch zu. Schaut demjenigen in die Augen und findet raus, ob es wirklich "gut" ist, oder ob das nur die Standardantwort war. Nehmt Euch Zeit für jemanden und interessiert Euch für ihn statt ihm Eure Welt überzustülpen.
Ein langer und für meine Verhältnisse extrem.schlecht gelaunter Post - aber das muss auch mal sein.
In diesem Sinne: Gute Nacht.

Freitag, 18. Juli 2014

Satz mit X: "War wohl nix"...

Eigentlich hatte ich gehofft, mit dem heutigen Tag das letzte Jahr abschließen zu können. Es waren sogar schon die Einladungen für ein kleines "Endlich-ist-es-rum-"Festchen geschrieben. Aber da hab ich dir Rechnung mal wieder ohne das Klinikum gemacht.
"Durch einen Notfall und OP-Knappheit" musste nämlich meine OP heute leider abgesagt werden.
Das wurde mir heute um halb zehn (nachdem ich seit 6:45 drinnen war) auf nüchternen Magen angedeutet, dass das passieren könnte und heute nachmittag um kurz nach zwei auf immer noch leeren Magen mitgeteilt.

Prinzipiell könnte man jetzt sagen, dass das halt mal vorkommt und dass es ja nicht so schlimm ist, weil ja nichts akutes vorliegt. Könnte man sagen, wenn, ja WENN es nicht schon im Vorfeld so einige Dinge gegeben hätte, die nicht optimal gelaufen sind.
Und WENN darunter nur ich, aber nicht meine Kinder und meine Familie leiden würden.
So ist aber leider in beiden Punkten das Gegenteil der Fall.
Ich fasse kurz meine Geschichte mit dem ZK zusammen:
  • Gleich bei Diagnosestellung im Oktober schafft es mein Frauenarzt, mir einen Termin in der Mammasprechstunde am nächsten Tag (Mittwoch) zu ergattern. Von dort soll ich zur Mammographie - und werde dort heimgeschickt, weil ich die Vorbilder (von Januar, auf denen noch gar nichts zu sehen ist) nicht dabei habe. Die Ärztin im Klinikum sieht sich außer Stande, eine Mammographie anzufertigen oder einen Ultraschall zu machen.
    In der Gyn-Ambulanz werde ich daraufhin auf den darauffolgenden Freitag wieder in die Mammasprechstunde geladen - mit der Bitte, da die Bilder mitzubringen. Donnerstag Feiertag, ich mich also abgehetzt, um die Bilder noch zu organisieren, komme am Freitag wie vereinbart - nur leider war da in der Mammographie überhaupt niemand da.
    Fazit: 3. Termin nochmal eine Woche später und da wurde dann endlich ein Ultraschall (keine Mammographie) gemacht um festzustellen: Ja, Tumor (komisch, wusste ich ja vorher schon, war ja sogar schon biopsiert)
  • Die Tatsache, dass die Biopsie-Ergebnisse und die Ergebnisse der pathologischen Untersuchung des Tumors nicht übereinstimmen fällt mir auf (weil ich mal wieder den Arztbrief gelesen habe, der mich ja eigentlich gar nichts angeht). Nach einer Nachuntersuchung der Stanzproben kommt die Einschätzung des Klinikums: der Tumor kam während der OP zu spät ins Formalin und zeigt deshalb veränderte Werte. Da sich dieses pathologische Untersuchungsergebnis auf die anschließende Therapie auswirkt wäre es doch schön, wenn man sich da wirklich darauf verlassen könnte, oder?
  • Am 27.05. gehe ich zur OP-Planung in die Gyn-Ambulanz. Dort wird der Termin der OP auf den 18.07. festgelegt. Da zeitgleich der Port entfernt werden soll, muss ein Chirurg mit an den Tisch. Aussage am 27.05: Mit 6 Wochen Vorlauf klappt das schon, das zu organisieren. Am 15.07. komme ich zur OP-Vorbereitung und werde erst mal in die Chirurgische Ambulanz geschickt, um dort klarzumachen, dass ein Chirurg am 18. bei der OP anwesend ist - das ist nämlich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht geplant und organisiert. In der chirurgischen Ambulanz erklärt man mir, dass ich überhaupt keinen Termin bei Ihnen bekomme, weil ich ja stationär aufgenommen werde....
  • Am 18.07. stehe ich pünktlich um 06.45 auf Station, erfahre um 9.30, dass es passieren kann, dass ich nicht drankomme und werde um kurz nach zwei heimgeschickt.
Ich bin wirklich die Letzte, die kein Verständnis aufbringt. Mir ist klar, dass ein Notfall vorgeht. Mir ist auch klar, dass dabei vorkommen kann, dass irgendwer dabei nicht mehr an diesem Tag operiert wird. Ich gestehe auch jedem sein Recht auf geordnete Arbeitszeiten zu. (Wobei ich in meinem Job durchaus auch kenne, dass man in Krisenzeiten halt mal doppelt so lange arbeitet, wie man arbeitet...) Was mir nicht klar ist, warum das eine OP ist, die bereits seit 6 Wochen steht. Was mir ebenfalls nicht klar ist, ist, warum ich dann weitere 2-3 Wochen warten muss. Was mir ebenfalls nicht in den Kopf will ist, dass ein Haus wie das ZK keinen OP für Notfälle hat? Was mich wirklich ärgert, ist, dass meine Kinder und meine Familie jetzt nochmal durch den Stress durchmüssen (und es ist gerade für meine Kinder sehr wohl Stress und Angst und Aufregung, wenn die Mama "mal wieder" ins Krankenhaus geht).
Ja, meine OP ist freiwillig, es geht um nichts Lebensbedrohendes, es ist vom Prinzip her egal, ob man die heute, in drei Wochen oder in 2 Jahren macht. 
Vom Prinzip her - aber für mich macht es eben sehr wohl einen Unterschied. 
Weil ich mich bereits auf diese OP eingestellt habe. 
Weil ich meine Ängste vor dem Eingriff mühsam unter Kontrolle gebracht habe und mich das eine Menge Kraft gekostet hat. 
Weil ich eigentlich gedacht hatte, mit dem heutigen Tag diese ganze Geschichte abschließen zu können - und jetzt kann ich es wieder nicht abschließen.
Weil es eine Menge Organisationsbedarf mit sich bringt, die Kinder so zu versorgen, dass alles irgendwie weiter läuft.
Weil das Ganze langsam aber sicher meinen Zeitplan, der vorsieht, im September wieder zu arbeiten, ins Wanken bringt.
Weil es sich einfach total scheiße anfühlt.

Ich hoffe, dass ich mit dieser Kette unglücklicher Zufälle eine Ausnahme bin. Jemanden mit schlechterer psychischer Konstitution könnte das durchaus aus der Bahn werfen. Zum Glück bin ich relativ stabil. So besteht die Möglichkeit, dass ich mich bald wieder gefangen habe...
Und nochmal zur Klarstellung: Ich bin mit der Arbeit der behandelnden Ärzte und Pfleger sehr zufrieden, WENN sie denn mal die eigentlich angedachte Arbeit tun. Das Operationsergebnis auf der linken Seite finde ich super, ich fühlte mich auf Station gut betreut. Und trotzdem kann man nicht schönreden, dass da drinnen einiges schief läuft und es an ganz schön vielen Abläufen ordentlich hakt.

Mittwoch, 16. Juli 2014

ZK die X.

Eigentlich hätte ich ja ehrlich gedacht, dass sogar im ZK 6 Wochen Vorlaufzeit reichen, um einen Gynäkologen und einen Gefäßchirurgen geplant gleichzeitig an einen OP-Tisch zu bekommen und somit im Zuge einer einzigen Vollnarkose auch gleich den Port zu ziehen.
Ich wurde eines Besseren belehrt.
Gestern hatte ich Termin zur OP-Vorbereitung - und ratet mal: richtig, es war NICHT organisiert. Statt dessen wurde ich dann zur Chirurgischen Ambulanz geschickt um das zu klären. Die haben mir dann mitgeteilt, dass der nächste Termin für einen Port-Ex der 29.08. wäre und dass sie mir als Ambulanz überhaupt keinen Termin für einen stationären Aufenthalt machen können.
Kennt ihr Asterix? Das Haus, das Verrückte macht? Wer auch immer das geschrieben hat muss schon mal im ZK gewesen sein.
Fakt ist, dass ich am Freitag, wenn ich aufwache, schauen kann, ob der Port noch drinnen ist oder nicht - vorher werde ich nicht wissen, ob es klappt. Toll, oder? Dafür wurde mir erklärt, dass sie das jetzt gar nicht mehr machen, eine Port-Ex in Vollnarkose, weil das so ein kleiner Eingriff ist, den man in örtlicher Betäubung macht...
Ich bin schon froh, dass ich die nächsten Jahrzehnte kein Krankenhaus mehr brauchen werde :-)
Als Entschädigung hab ich aber ein kleines EKG geschrieben bekommen - wenigstens mal jemand, der sich für mein Herz interessiert. Ist alles ok!

Zur Entspannung hab ich dann nachmittags ein bisschen bei meiner Freundin fotografiert. Eine Familie mit 4 Kindern auf ein Foto zu bekommen ist gar nicht so einfach (wie bei den Ponys...) Aber es sind ein paar ganz nette dabei rausgekommen.
Und weil ich ja gerade auf schwarz-weiß stehe, gibts auch ein paar schwarz-weiß-Bilder ...



Montag, 14. Juli 2014

wie schwer oder leicht ist das Leben eigentlich?

Es gibt Menschen, bei denen scheint das ganze Leben schwer zu sein. Und wenn man dann mal genauer zuhört, dann überlegt man das eine oder andere Mal, ob man wirklich aus allem einen Elefanten machen muss. Und andere haben ein wirkliches Päckchen zu tragen, so dass man beim Zuhören erst mal schluckt - und scheinen trotzdem durchs Leben zu tanzen.
Woran liegt das? Woher kommt diese Schwere bei den einen und die Leichtigkeit bei den anderen?
Nehmen wir das Beispiel mit dem Jammern: Wieso scheinen manche Menschen das Jammern für sich zu brauchen wie die Luft zum Atmen? Und da wird gejammert, was das Zeug hält. Angefangen davon, dass es einem so schlecht geht bis dahin, dass der Nachbar schon wieder um 9 schon gestaubsaugt hat...
Ich bin ja durchaus auch ein Jammerlappen. Ich finde, es gibt nur wenig Schlimmeres, als eine Erkältung oder einen Magen-Darm-Infekt. Mit Fieber im Bett zu liegen oder die Kloschüssel umarmen und keiner merkt, wie dreckig es einem geht - das ist mies. Da muss man einfach jammern, um sicherzustellen, dass man nicht aus Versehen gesund wird, ohne dass es einer gemerkt hat.
Aber wenn Menschen immer nur um des Jammerns willen jammern finde ich es schwierig. Wenn sie überhaupt keine Lösung haben wollen, sondern einfach nur Aufmerksamkeit brauchen und Mitleid wollen - dann geht das oft echt an meine Grenzen.
Oder Menschen, die versuchen, anderen ständig eines reinzuwürgen. Die Bestätigung draus ziehen, dass sie anderen Fehler nachweisen können, weil sie sich dann überlegen und gut fühlen. Die sich ständig mit anderen vergleichen und messen, wer besser, toller, schlanker, schöner, schlauer, reicher oder sonst ein -er ist - und richtig gemein werden können, wenn sie mal bei einem Vergleich nicht als strahlender Sieger hervorgehen.
All das sind Sachen, die unserem Leben eine unglaubliche Schwere geben. Die uns nach unten ziehen, wie die sprichwörtlichen Bleigewichte an den Füßen.
Effektiv machen wir uns doch in grob geschätzt 90% der Fälle das Leben selber schwer, oder? Würden wir nicht nur uns das Recht zugestehen, so zu sein, wie wir sind, sondern auch den anderen das Recht, dass SIE so sind wie sie sind, würden wir uns nicht ständig mit anderen vergleichen und würden wir uns nicht nur für uns interessieren, sondern den Menschen in unserem Leben von uns aus Aufmerksamkeit schenken, wäre vielleicht manches einfacher.
Vielleicht sollten wir uns öfter mal an einen Spielplatz setzen und Kindern beim Spielen, beim Schaukeln, beim Wippen, beim Rennen, beim Klettern zusehen und ihr Lachen hören - da kann man oft die pure Leichtigkeit des Seins spüren. Das Leben ist nämlich meistens schön und nur manchmal schwer und wir sollten alle aufpassen, dass wir es uns nicht selber unnötig schwer machen.
In diesem Sinne wünsche ich Euch einen schönen Tag.



Montag, 7. Juli 2014

was uns so alles glücklich macht - oder doch nicht?

Ich treffe in meinem Leben ja ne ganze Menge Menschen. Und immer wieder lerne ich Leute kennen, die scheinbar "alles" haben. Oder sich zumindest (nach eigenen Angaben) irgendwelche Träume erfüllt haben. Und dann denkt man sich: He, super, dann ist er/sie jetzt sicher glücklich - aber irgendwie machen viele davon gar nicht so den Eindruck oder verhalten sich nicht so.
Da schwärmt man ewige Zeiten davon, dass man XYZ haben will - und wenn man es sich dann kauft, ist es nach kürzester Zeit uninteressant. Das mag nicht so schlimm sein, wenn das Objekt der Begierde ein Objekt ist. Also der heißersehnte Nintendo 3DS. Dann ist das vielleicht unverständlich und evtl. auch ärgerlich, aber es tut keinem wirklich weh. Wenn das heißersehnte Objekt aber lebendig ist, wird's kritisch. Dann sind die Häschen nach dreimal kuscheln uninteressant und fürs Misten findet sich kein Freiwilliger und wenn nicht irgendjemand sich durchringt und füttert, würde sogar das ausfallen. Dann bleibt der innig gewünschte Hund den ganzen Tag alleine zu Hause, weil alles andere wichtiger ist. Da steht das schwer erbettelte Pony wochenlang nur rum, weil keiner was tut, da kommt die sehnlich gewünschte Katze wieder ins Tierheim, weil sie im Urlaub stört...
Kann mir jetzt bitte ein Mensch erklären, warum das so ist? Ist tatsächlich in unserem Leben der Weg das Ziel? Ist es spannend und interessant an den Punkt zu kommen, dass man sich etwas leisten KÖNNTE? Und sollte man es dann lassen, sich das zu leisten? Gibt es Anzeichen dafür, dass dieser Langeweile-Effekt eintreffen wird? Es gibt ja schließlich auch Leute, die wünschen sich einen Hund, kaufen sich einen und sind glücklich damit und kümmern sich. Unter welche Voraussetzungen also passiert das? Wenn wir zu viel haben? Wenn wir "es" zu leicht bekommen? Steigt der Wert mit der Anstrengung? Oder ist das völlig unabhängig voneinander?
Ich glaube z. B. schon, dass in unserer Konsumgesellschaft Dinge ihren Wert verlieren. Weil man sich vieles einfach so leisten kann, weil man für kaputte Dinge sehr leicht Ersatz findet, weil vor dem "Haben" oft gar keine oder nur sehr geringe Anstrengung steht. Wenn ich nur lange genug betteln muss, bis mir jemand meinen Wunsch erfüllt, muss ich das ja beim nächsten Wunsch nur auch so machen. Wenn ich dagegen für die Erfüllung richtig arbeiten muss, dann überlege ich mir vielleicht, ob es nach vier Wochen schon was Neues sein muss.
Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht.
Ich wünsche Euch auf jeden Fall allen, dass Euch die Erfüllung eines Wunsches tatsächlich Befriedigung verschafft und nicht nur Langeweile. Dass ihr lange Spaß und Freude am Objekt Eurer Begierde habt und nicht schon nach kurzer Zeit etwas Neues braucht. Und dass die Dinge für Euch ihren Wert behalten.


Samstag, 5. Juli 2014

was macht uns zu was?

Ich höre immer wieder von Leuten. "Ohne XXX wäre ich nichts". Für die XXX kann man alles Mögliche einsetzen. Meine Kinder, meinen Mann, meine Musik, die Pferde, .....
Aber ist das wirklich so? Wären diese Menschen ohne das jeweilige X nichts? Und warum habe ich kein X? Ich habe nichts, von dem ich behaupten würde, ich wäre nichts ohne es. Heißt das jetzt, dass ich nichts so gut kann/so sehr liebe, dass ich ohne nichts wäre? Habe ich keinen Inhalt in meinem Leben? Oder nur oberflächliche Dinge?
Fragen über Fragen...
Ich bin der festen Überzeugung, dass ich genau den richtigen Mann gefunden habe. Bei ihm fühle ich mich wohl und zu Hause und sicher und geborgen. Ich liebe meine Kinder und bin um jedes einzelne davon froh und dankbar, sie zu haben. Würde ich einen von ihnen verlieren, wäre ich unendlich traurig und mein Leben wäre anders. Hätte ich den Mann und/oder die Kinder nicht gehabt, wäre mein Leben nochmal anders. Aber ich wäre trotzdem noch etwas. Ich wäre nach wie vor ich.
Ich habe lange Jahre und liebend gerne in einem Chor gesungen. Seit ich nicht mehr dort singe fehlt mir das Singen - aber ich bin immer noch ich.
So lange ich auch nachdenke, ich finde nicht die eine Sache, die mich ausmacht. Ich bin vielschichtig. Mein Ich hat viele Facetten. Es gibt welche, die mag ich lieber als andere - aber insgesamt gehören alle zu mir. Und auch wenn ein Kern immer gleich bleibt oder sich zumindest nur sehr langsam verändert, so ändert sich doch das Ich ständig und fortwährend. Weil ich lebe und deshalb dauernd mit neuen Eindrücken und Erfahrungen konfrontiert werde. So hat mich das letzte Jahr sicherlich verändert - aber es hat trotzdem keinen völlig anderen Menschen aus mir gemacht.
Wenn ich ganz ehrlich bin, bin ich auch froh, dass mein Mann nicht sagt, dass er ohne mich nichts wäre. Die Verantwortung möchte ich nicht haben, ständig und immer dafür sorgen zu müssen, dass jemand etwas ist.
Ich möchte auch nicht, dass meine Kinder diese Rolle bekommen und ich "nur noch" Mutter bin (und ich werte damit ganz bestimmt nicht die Rolle der Mütter ab - ich weiß, was Mütter leisten :-)  ) Aber ich bin ohne meine Kinder immer noch etwas. Ich habe außer der Rolle als Mutter noch andere Dinge, die mich definieren.Sie können also irgendwann flügge werden (in ferner Zukunft, beeilen müssen sie sich damit noch nicht) ohne sich Sorgen machen zu müssen, dass ich dann nichts mehr bin.
Ich bin und bleibe ich. Ob mit oder ohne Haare, ob mit oder ohne Brust, ob mit oder ohne Singen usw.
Das klingt jetzt alles ungemein selbstbewusst und erwachsen, dabei bin ich gerade die beiden Dinge eher nicht. Aber trotz allem bin ich ich. Ich bin ein Ich-bin-ich, so wie in dem gleichnamigen Kinderbuch. (Wir haben uns im Kindergarten eines genäht. Meines war dunkelblau mit bunten Blümchen drauf und ich kann mich noch genau daran erinnern)

Ich wünsche Euch allen, dass Ihr für Euer Leben sagen könnt: "Ohne XXX würde mir etwas fehlen" aber nicht sagen müsst "Ohne XXX wäre ich nichts".