Dienstag, 7. März 2017

Midlife-Crisis oder: Es tickt...

Ich geh ja nun schon auf die 40 zu. Mit relativ großen Schritten. Aufgrund der präsenilen Bettflucht (oder einfach eines verschobenen Schlaf-Wach-Rhythmusses) kann ich selten vor 23 Uhr schlafen. In der Zeit chatte ich dann oft mit vielen Menschen, die ich leider live nicht so oft sehen kann, weil sie ziemlich weit weg wohnen. Gestern war's meine Freundin in Hohenpeißenberg. Die hat den 40er ein paar Monate vor mir, also schon erledigt. Und irgendwie kamen wir auf das Thema "Midlife-Crisis". Da hab ich dann mal angefangen, zu überlegen...
Was ist denn die Midlife-Crisis eigentlich?
Für mich ist das, wenn man anfängt, komische Dinge zu tun, nur um "noch jung" oder "wieder jung" zu sein. "Midlife-Crisis" ist auch immer so ein bisschen negativ konnotiert. Wenn ich an Menschen in der Midlife-Crisis denke, verzieht sich mein Mund ganz automatisch zu einem leicht sarkastischen Grinsen. 
Die Menschen in der Midlife-Crisis benehmen sich immer ein bisschen seltsam, tun so, als wären sie etwas, das sie nicht (mehr) sind, wollen anders sein, als sie sind usw. Oft macht man sich damit ein bisschen lächerlich (finde ich zumindest). 
Männer in der Midlife-Crisis beginnen plötzlich damit, ins Fitnessstudio oder auf die Sonnenbank zu gehen, Frauen gehen ins Solarium oder ernähren sich plötzlich vegan. Man läuft den Jakobsweg, fährt Fahrrad oder Motorrad statt Auto oder macht VHS-Kurse, um sich selbst zu finden.
Von anderen wird man gerne mal dafür belächelt.
Ich?  Nein, ich bin/war natürlich nicht in der Midlife-Crisis. Das weise ich selbstverständlich weit von mir - so wie jeder andere auch. Hört sich ja auch ein bisschen nach Torschuss-Panik an. 
Aber insgeheim muss ich doch zugeben, dass auch ich manchmal das leise Ticken der Uhr höre. Ab und zu wird mir bewusst, dass in meinem Stundenglas oben nicht mehr so viel Sand ist wie ich vielleicht gerne hätte. Manchmal habe ich das Gefühl, Dinge "jetzt noch" anfangen zu müssen - oder sie vielleicht tatsächlich nie mehr zu erreichen. Das eine oder andere Mal trete ich in fiese Fallen, in die ich als Kind schon getreten bin. Ich sehne mich zum Beispiel wieder vermehrt danach, "dazu" zu gehören. Freunde zu haben. Und wenn ich nicht aufpasse, passiert es, dass ich mich für diese vermeintlichen Freundschaften zum Affen mache und Dinge mit mir machen lasse, die ich nicht mit mir machen lassen möchte. Zum Glück passe ich aber meistens auf. Und dann komme ich - auch wenns nicht immer leicht ist - aus der Schleife auch wieder raus.
Insgesamt glaube ich allerdings, dass ich vergleichsweise wenig Lebenskrise habe. 
Ich habe nicht das Bedürfnis, eine andere sein zu müssen. Ich bin so, wie ich bin und das bin ich meistens auch ganz gerne. Ich muss nichts hinterher-hecheln. Ich bin zufrieden mit dem, was ich in meinem Leben bislang so erreicht habe und wie es läuft. Und ich habe einen Partner, der mich sieht - und mag, was er sieht (zumindest meistens ;-) ) Ich glaube beinahe, dass das tatsächlich der wichtigste Grund ist, warum ich nicht kriseln muss. Ich werde gesehen - von meinem Mann, von meinen Freunden, von Menschen, die mir wichtig sind. Deshalb brauche ich auch keine tollen Autos oder schicke Nägel. Deshalb kann ich weiterhin ungeliftet und ungeschminkt herumlaufen und sehne mich nicht nach großen Reisen. Weil ich auch ohne diese Dinge bereits wahrgenommen werde.
Und dafür bin ich äußerst dankbar.

Mein Aufruf für heute ist daher: Gebt den Menschen, die Euch wichtig sind, das Gefühl, gesehen zu werden. Denn das ist tatsächlich ein Grundbedürfnis jedes Menschen: Wahrgenommen werden als das, was man ist. 
Und schon tickt die Uhr im Hintergrund ein bisschen leiser....




1 Kommentar:

  1. Ein kleiner Blogger gegen die Angst - das finde ich gut! Habe mich etwas belesen, eigene Erfahrungen gemacht und empfehle Weiterzumachen! Hier wie im Leben. Ein fröhlicher Gruß aus der Crises.

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