Freitag, 27. Dezember 2013

Fazit - Jahresrückblick - Rückschau - Jahresabschluss - wie auch immer...

Nachdem das Jahresende mit großen Schritten auf uns zueilt ist es jetzt wohl Zeit, für einen Rückblick. Das machen schließlich alle so. Überall wird der XYZ des Jahres gekürt, man schaut sich die lustigsten, traurigsten, ergreifendsten oder sonst wasesten Momente des Jahres 2013 nochmal an. Wenn ich ehrlich bin kann ich mich an 2/3 davon nicht mehr erinnern oder ich könnte zumindest nicht mehr sicher sagen, dass es dieses Jahr war...
Also, lasst uns loslegen, damit wir es hinter uns bringen.

Mein Mensch des Jahres 2013 ist mein Mann. Weil er immer zu mir steht, weil er mir nicht ein einziges Mal das Gefühl gegeben hat, dass sich zwischen uns etwas ändert und weil ich weiß: mit ihm an meiner Seite kann ich alles schaffen. Mein Hase, danke, dass Du bei mir bist. Ich liebe Dich.
Außerdem küre ich meine Kinder zu den tollsten Kindern der Welt (auch wenn ich sie manchmal am liebsten verwursten würde). Und ich bedanke mich bei meiner Mama und meiner Schwiegermama, die wirklich alles tun, um uns zu unterstützen.

Soviel dazu.

Meine bedrückendsten Momente dieses Jahr waren eindeutig die Besuche bei meinem Frauenarzt und beim Radiologen, als beide gemeint haben: Sieht nicht gut aus. Die Zeit bis zur tatsächlichen Diagnose war heftig, bedrückend, beänstigend, einschneidend, stressig, lebensverändernd (- naja gut, so viel hat sich im Leben nicht verändert. Aber es kling gut...)

Es gab aber auch haufenweise schöne Momente dieses Jahr. Vor der Diagnose und auch nach der Diagnose.
Besonders beeindruckt hat mich, wie viele Menschen Anteil an meinem/unseren Leben nehmen. Ich habe Hilfe von Menschen angeboten bekommen, von denen ich es nicht erwartet hätte. Die Kindergärtnerin von Theresa z. B. hat angeboten, mal nachmittags mit den Kindern spazieren zu gehen oder zu spielen, damit ich etwas Ruhe habe. Wir kennen uns nur aus dem Kindergarten. Ich fand sie immer schon nett - aber sie hätte das nicht anbieten müssen. Hat sie aber. Und das hat mich wahnsinnig gefreut.
Ich habe von zwei alten Freundinnen (also "alt" im Sinne von "langjährig") einen supertollen Adventskalender geschenkt bekommen. Hätten sie nicht gemusst, haben sie aber gemacht.
Ich habe Bücherspenden und Kinokarten bekommen von Menschen, die mich zwar persönlich kennen, die aber nicht zu meinem engsten Freundeskreis gehören. Hätte keiner gemusst - und trotzdem haben Menschen das gemacht.
Ein Freund von dem ich es am allerwenigsten erwartet hätte hat mich im Krankenhaus besucht, obwohl er sichtlich Angst davor hatte, was ihn dort erwartet. Aber er hat es trotzdem getan.
All das war und ist wahnsinnig schön zu erleben. Mich haben Menschen in den Arm genommen, mit denen ich seit Jahren nicht mehr als ein "Hallo" gesprochen habe - und die Anteilnahme war nicht geheuchelt, sondern echt.
Ich habe im Internet und bei der Chemo sehr nette, starke, tolle Menschen kennengelernt, die ich bereits jetzt nicht mehr missen möchte, mit denen ich lustige und manchmal auch tiefschürfende Gespräche geführt habe und bei denen ich froh bin, sie jetzt in meinem Leben zu haben.
Meine Kollegen, die früher "nur" Kollegen waren - immerhin sind wir eigentlich alle Einzelkämpfer in unserem Job - sind näher gerückt. Uns verbindet jetzt tatsächlich Freundschaft - nicht nur die Arbeit. Natürlich nicht mit allen, aber mit ein paar.
Selbstverständlich haben sich auch Menschen verabschiedet. Vom einen oder anderen bin ich ein bisschen enttäuscht. Was mich z. B. ärgert ist, wenn man meiner Mama erzählt, man wolle sich unbedingt bei mir melden und es ginge einem so nahe - und es dann in 3 Monate nicht mal zu einer E-Mail schafft. Das braucht's nicht. Es muss sich keiner bei mir melden - ich bin auch keinem böse, der sich nicht meldet. Aber die große Ankündigung und dann nichts finde ich schwach.
Das wird aber locker von den vielen positiven Eindrücken überlagert.

Dann ist da noch die Sache mit dem "lebensverändernd".
Ein bisschen was in meinem Leben hat sich geändert - und trotz allem ist der Großteil gleich geblieben.
Ich arbeite momentan nicht - und das fehlt mir sehr. Und weil mir das fehlt (und wegen der Hormone und wegen 10000 anderer Dinge) bin ich momentan schneller mal unausgeglichen und genervt.  Das ist wohl die einschneidendste Veränderung, die es gegeben hat. Und ich brauche jetzt Mützen, weil es oben ohne einfach zu kalt ist. Dafür brauche ich jetzt keinen Fön mehr. Und kein Shampoo. Ich rechne in Chemo-Zyklen, weil ich weiß: am Chemotag und am Tag danach muss ich mehr Pausen einplanen. Und ich gehe bedeutend öfter spazieren als früher. Außerdem habe ich ca. 500g abgenommen - soviel in etwa hat die abgenommene Brust gewogen und ich bin jetzt quasi "oiseitert" oder "oaseitert" (einseitig).
Das war's aber schon an "großen" Veränderungen.
Ansonsten bin ich immer noch so, wie ich vorher auch war. Klein, gemein, voll schwarzen Humors, etwas morbid aber auch hilfsbereit, fröhlich und zu jedem Scheiß zu haben. Ich kann mich nach wie vor über die Ungerechtigkeit des Lebens amüsieren oder über die Dummheit mancher Menschen aufregen. Mit mir kann man nach wie vor über alles und nichts reden und es gibt immer noch viele, viele Themen, die nichts mit meiner Erkrankung zu tun haben. Ich sehe nach wie vor pragmatisch-optimistisch in die Welt, auch wenn mich manchmal ein Hauch von Angst anfliegt. Angst vor Rezidiven, vor Neuerkrankung, davor, dass meinen Kindern das selbe Schicksal blühen könnte. Aber die hatte ich vorher schon (halt ohne die Angst vor Rezidiven)...
Es ist also eigentlich noch alles so wie vorher.

Es gibt vieles im Jahr 2013, für das ich dankbar bin, es gibt ein bisschen was, auf das ich durchaus hätte verzichten können - aber im Schnitt war es ein Jahr, das genauso gut oder schlecht war, wie alle anderen auch.
Ich beende es, wie ich es angefangen habe: Glücklich

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen