Samstag, 5. März 2016

vom Leben und Sterben und allem, was dazwischen liegt

Ihr habt ja sicher schon mitbekommen, dass sich bei mir gerade einiges ändert. Ich mache meine Ausbildung zum Heilpraktiker für Psychotherapie, ich habe die ersten Schritte gemacht, um gewerblich zu fotografieren, ich werde meine Tätigkeit im Kindergarten aufgeben....

Letzte Woche ging es in meiner Ausbildung ums Thema "Suizid", ein paar Tage später habe ich einen Workshop von "Dein Sternenkind" besucht, auf dem Fotografen darauf vorbereitet werden, was alles auf sie zukommen kann, wenn sie ein Sternenkind fotografieren.
Kurz: Ich war gezwungen, mich mehrmals mit dem Thema "Tod" auseinanderzusetzen. Und ganz ehrlich: Es hat mir gut getan.

Das klingt irgendwie seltsam, wo doch in unserer Gesellschaft Tod und Sterben zu einem derartigen Tabuthema gemacht werden.
Für mich persönlich ist es kein Tabu. Klar denke ich lieber über andere Dinge nach und rede auch lieber über andere Sachen. Aber nichtsdestotrotz tut es ab und zu gut, darüber nachzudenken. Sowohl darüber, dass das Leben endlich ist, als auch darüber, wie man sich das eigene Ende denn vorstellt, was danach kommen könnte und wie die Beerdigung aussehen sollte. Darüber sollte man ruhig auch mal mit seiner Familie oder guten Freunden sprechen. Oftmals ist es nämlich für Hinterbliebene schön und sogar eine Erleichterung, wenn sie wissen, wie sich der Verstorbene die Beerdigung gewünscht hat.
Gibt es ein Lied, das gespielt werden soll? Lieblingsblumen? Eine spezielle Beerdigungsart? Worauf legt man Wert und was ist einem eher egal? Das alles sind Dinge, die man im Vorfeld durchaus mal besprechen sollte.

Ich weiß z. B. welches Lied mein Mann gerne bei seiner Beerdigung hätte. Ich hoffe, dass ich das noch lange nicht organisieren muss - aber wenn, dann weiß ich, dass ich ihm damit noch einen letzten Wunsch erfüllen kann. Und das finde ich eine schöne Vorstellung.

Natürlich kann ich gut verstehen, dass der Gedanke an den Tod vielen Menschen Angst macht. Je näher einem das persönliche Ende erscheint, desto größer mag die Angst sein. Während sie in jungen Jahren eher ein unangenehmes Kribbeln in der Magengegend verursacht, mag man mit höherem Lebensalter durchaus richtige Angst verspüren. Andere hingegen haben ihren inneren Frieden gefunden und sehen diesem letzten Schritt relativ gelassen entgegen. Ich kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen, wie es bei mir einmal sein wird. Prinzipiell lebe ich sehr gerne. Ich habe auch noch einiges vor und fände es sehr, sehr schade, jetzt zu sterben. Wie das in 50 Jahren aussieht, weiß ich jetzt ja nicht.
Zu meiner jetzigen Gelassenheit trägt auch meine Vorliebe für Terry Pratchett bei. Da ich ein Katzenliebhaber bin habe ich vor TOD wohl nicht allzuviel zu befürchten. Vielleicht sollte ich mir noch angewöhnen, einen Apfel für Binky einzustecken. (Für alle, die die Scheibenweltromane nicht kennen: Sehr empfehlenswert (vielleicht nicht unbedingt mit dem ersten anfangen, aber gerade "Gevatter Tod" oder "Alles Sense" sind sehr zu empfehlen).

Neben den ganzen Gedanken zum Thema "Tod und Sterben" hat die Auseinandersetzung mit diesem Thema mir noch etwas gebracht: tiefe Dankbarkeit. Dankbarkeit dafür, dass ich noch am Leben sein darf und es mir gut geht. Dafür, dass es meinen Kindern gut geht und sie gesund sind. Dankbarkeit dafür, dass ich mich wieder in dieser scheinbaren Sicherheit wiegen darf, dass mein Leben noch lange, lange andauern wird und ich eben nicht täglich ernsthaft mit dem Ende rechne. Das alles macht mich zutiefst dankbar.
Durch das Bewusstsein der Endlichkeit kommen die Dinge wieder ins richtige Lot, die Prioritäten verschieben sich ein bisschen. Der Blick wird beinahe automatisch wieder ein bisschen mehr auf das Wesentliche gezogen. Es ist, als würde mir jemand von Neuem die Augen öffnen und ich beginne wieder, zu sehen.  Und beim Wahrnehmen all der großartigen Kleinigkeiten im Leben und in der Natur macht sich Demut breit. Aber keineswegs im Sinne von "alles Furchtbare klaglos ertragen" sondern im Sinne von "sich nicht mehr so furchtbar wichtig nehmen", nicht mehr alles können und haben zu müssen, nicht mehr im nur im Fokus zu stehen, sondern einen Schritt zur Seite machen zu dürfen und sich die Erlaubnis zu geben, einfach mal zu sein wie man ist. Wunderbar.





2 Kommentare:

  1. Ich frage mich warum haben soviele Menschen Angst vor dem Tod, sie haben doch auch keine Angst auf der Welt zu sein. Es gehört dazu und der "ach hätte ich doch" Satz hat die Vergangenheit schon in sich. Nicht lange überlegen, machen, weil wer nicht macht sagt "ach hätte ich doch". Es gibt nur die Gegenwart und die Zukunft und in der liegt unser Ende. Man muss keine Angst davor haben wenn man "lebt"

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich weiß nicht, ob es so einfach ist. Sicherlich kann einem "richtiges leben" ein bisschen von dem "ach hätte ich doch" nehmen. Aber bei vielen sind es ja ganz andere Ängste. Die vor dem Ungewissen, die vor dem nicht-mehr-Sein, die vor dem Zurücklassen von geliebten Menschen und davor, ihnen damit Schmerz zuzufügen... Ob das durch pures leben genommen wird, weiß ich nicht.

      Löschen