Donnerstag, 17. April 2014

machen Kinder glücklich?

Ich treibe mich ja gerade häufiger mal in Wartezimmern von Arztpraxen herum. Da die Literaturauswahl dort meist eher - hm, sagen wir mal "dürftig" ist, habe ich normalerweise ein eigenes Buch dabei. Heute war ich aber unerwartet bei meiner Hausärztin (Port tut weh => Schonhaltung => Verspannung => eingeschlafene Finger) und da war die brauchbarste Alternative der Spiegel (oder war es der Stern? Keine Ahnung, ich hab offensichtlich nicht wirklich aufmerksam darauf geschaut, was ich lese...)
Ist ja eigentlich egal, da war halt so 'ne Zeitung und die hab ich genommen, weil ich nicht "Frau im Bild" oder "Gala" lesen wollte. Auf jeden Fall bringen die am Anfang immer die Rückmeldungen zu den Artikeln der letzten Ausgabe. Und (jetzt müsstet ihr wieder aufwachen, jetzt geh't langsam ans Thema) in der letzten Ausgabe ging es wohl um das Thema "Machen Kinder glücklich".
Da habe ich mir gedacht: Das ist doch ein Thema für meinen Blog.
Machen Kinder glücklich?
Auch wenn ich jetzt gesteinigt werde: Ich glaube: NEIN.
Und ich glaube außerdem, dass das nicht ihr Job sein sollte.
Kinder können das Glück vervollständigen oder ihren Teil dazu beitragen. Aber wenn man nicht an sich glücklich ist, können Kinder das auch nicht bewirken. Und ich finde es ausgesprochen unfair, das von Ihnen zu erwarten.
Genauso wenig wie Kinder Beziehungen retten können oder uns zu "etwas" machen. Sie machen uns zu Eltern - aber mehr sollte es nicht sein (weniger allerdings auch nicht). Wir existieren trotzdem auch noch als Personen außerhalb des Elternseins. Wenn wir das nicht tun, wird's ebenfalls schwierig.
Ich liebe meine Kinder, ich bin glücklich, sie zu haben, wir erleben viele extrem glückliche Momente. Ich kann mir auch heute ein Leben ohne Kinder nicht mehr vorstellen (zumindest meistens).
Nichtsdestotrotz war ich immer schon der Meinung: Kinder sollten dann kommen, wenn sonst alles passt.
Kinder sollten nicht da sein um

  • eine Beziehung zu retten
  • meinem Leben einen Sinn zu geben
  • dafür zu sorgen, dass ich jemand bin
  • wenigstens einen Menschen zu haben, der mich liebt
  • nicht arbeiten zu müssen
  • mein Leben nicht ändern zu müssen...
All diese Gründe werden a) mit großer Wahrscheinlichkeit in die Hose gehen und b) dazu führen, dass die Beziehung zu meinem Kind ganz schön gestört wird und es irgendwann schwierig wird. Spätestens wenn es an die Pubertät geht, wo der Job des Kindes nun mal ist, sich nach außen zu orientieren und sich an ein selbständiges Leben heranzutasten... Wie soll man denn die Eltern/die Mama/den Papa gut "verlassen" können, wenn man derjenige ist, der die Beziehung der beiden aufrecht erhält oder wenn man derjenige ist, der dafür sorgt, dass Mamas/Papas Leben einen Sinn hat? Falls mir jemand erklären kann, wie das ohne Schuldgefühle und psychische Schwierigkeiten gehen soll - da wäre ich echt gespannt.
Und trotzdem hört man das ganz oft und von sehr vielen Leuten, dass das z. B. Gründe waren, Kinder zu bekommen.
Meine Kinder sind dazu da, um 
  • glücklich zu sein
  • als Erwachsene vernünftig ihr Leben leben zu können
  • hier aufzuräumen (ich mach das so ungern :-) ) und meine Renten zu zahlen
(zugegeben, der letzte Punkt war ein Witz...)
Außerdem sind meine Kinder wichtig für mich, weil sie 
  • mir meine Grenzen zeigen
  • mir einen Spiegel vorhalten
  • mir dazu bringen darüber nachzudenken, was wirklich wichtig ist
  • ....... (hier gehören die anderen 3,5 Mio. Gründe hin, die mir gerade nicht einfallen oder die nicht sehr philosophisch klingen)
Meine Kinder sind um ihrer selbst willen da. Und weil ich meinen Mann liebe und mir nach wie vor vorstellen kann, mit ihm gemeinsam alt zu werden.Und weil ich zufrieden und ausgeschlafen war. Und weil sonst alles gepasst hat.
Ich kann nicht sagen, ob ich ohne Kinder genauso glücklich wäre, wie mit. Ich habe mich bewusst für die Kinder entschieden und ich bin sehr glücklich darüber, dass es geklappt hat. Aber eigentlich glaube ich, dass ich unter anderen Umständen (wenn ich nicht DEN Mann gefunden hätte oder wenn ich unfruchtbar gewesen wäre) auch ohne Kinder ein sehr glücklicher Mensch wäre. Mein Leben wäre anders - aber wahrscheinlich nicht unglücklicher.
Und sind wir ganz ehrlich: Selbst wenn wir unsere Kinder abgöttisch lieben (so wie ich das z. B. tue) wird es massenweise Momente geben, in denen wir sie am Liebsten an die Wand klatschen würden und uns gar nicht so wirklich glücklich mit Ihnen fühlen.


Fazit:
Ich glaube, dass Glück ein multifaktorieller Prozess ist (tolles Wort, oder? "Multifaktoriell"? Wollte ich immer schon mal verwenden. So wie "haptisch" - aber ich schweife ab...) und nie von einer Sache alleine abhängig ist. Geld alleine macht nicht glücklich, Gesundheit auch nicht. Krankheit alleine macht auch nicht automatisch unglücklich. Genausowenig wie Armut oder Kinderlosigkeit.
Glück hängt von vielen Dingen ab und liegt größtenteils in einem selbst.

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