Montag, 18. November 2013

alles beim Alten - oder nichts mehr wie vorher?

Momentan kann ich mich nicht entscheiden. Bin ich noch die Alte? Geht es mir nach wie vor gut? Oder läuft das Leben weiter und ich stehe irgendwo daneben? Bin ich anders? Ist mein Leben anders? - Keine Ahnung.
Prinzipiell habe ich die Chemo super vertragen. Es gab keine großen Ausfälle, ich bin müder als sonst und manchmal kribbeln Nerven - aber es ist nichts Gravierendes. Es gab keinen Tag, an dem ich mir dachte "Sterben wäre jetzt ne Lösung". Nach den Nivestim-Spritzen bekomme ich Knochenschmerzen - aber wenn das über ein bestimmtes Maß hinausgeht, werde ich den Schmerzmitteln fröhnen - zu was gibt es das Zeug denn? Und vergiften kann ich mich im Moment kaum mehr, da kommt es also nicht mehr drauf an...
Und trotzdem flasht es mich manchmal einfach weg. Gestern abend z. B. hab ich mir ne kurze Heul-Auszeit in der Badewanne genommen, als mir klar wurde, dass mein Oberkörper eigentlich eher einem Schlachtfeld als sonst etwas ähnelt. Nicht der Zustand höchster Attraktivität. Die Vorstellung, dass es meinem Mann davor ekeln könnte, ist schlimm für mich. Immer wieder. Und das, obwohl er mir immer und immer wieder sagt, dass das für ihn kein Problem ist und er mich liebt und für ihn wichtig ist, dass ICH da bin. Das glaube ich ihm auch. Es sind keine hohlen Worte. Aber mein Hirn und mein Bauch sind momentan nur sehr begrenzt bereit, zusammenzuarbeiten...
Manchmal macht mich auch die Angst krank, dass ich meinen Kindern dieses doofe Gen vererbt habe. Die Wahrscheinlichkeit ist 50:50. Vielleicht haben alle drei Glück - vielleicht nur einer... Damit klar zu kommen ist nicht ganz so einfach. Auch wenn ich überhaupt nichts ändern kann. Ich kann nur hoffen, dass die Krebsforschung sich weiter so schnell entwickelt und die Behandlungsmethoden sich weiterhin so verbessern.

Vorhin habe ich irgendwo das "Ampel-Modell" gelesen, das für die Chemo-Zeit entwickelt wurde.
In der ersten Woche nach der Chemo (der "roten" Woche) soll man gut auf sich achten, in sich hineinhören, viel schlafen...
In der zweiten Woche (der "gelben" Woche) kann man leichte Dinge wieder versuchen. Evtl. mal einen leichten Einkauf machen - aber nicht alleine...
In der dritten Woche (der "grünen" Woche) soll man möglichst viel spazieren gehen - aber nicht vergessen, sich zu schonen....
Wenn ich dieses Modell lese, kriege ich die Krise. Ich kann doch nicht die 5 Monate, die die Chemo knapp dauern wird, außerhalb des Lebens verbringen. Ich muss doch noch irgendetwas tun. Klar ist man schneller kaputt, sicher muss man sich mehr schonen - aber überhaupt nicht versuchen, etwas zu machen finde ich für mich nicht den richtigen Weg. Ich habe also beschlossen, die roten und gelben Wochen wegzulassen und einfach 3 grüne Wochen zu machen. Mit Spaziergängen, mit leichtem Einkaufen (auch alleine), mit dem Versorgen der Kinder (soweit es geht), mit Besuchen von Freunden und vielleicht auch dem einen oder anderen Essen außerhalb. Mit dem Besuch von Partys (ich bin zu einer Vorweihnachtlichen Party und natürlich an Silvester eingeladen - und ich gedenke, beides wahrzunehmen).
Kurz und gut: Mit LEBEN, nicht außerhalb desselben...

Ich entschuldige mich hiermit dafür, dass meine Gedanken (glaube ich) immer schwerer verständlich sind - aber momentan ist das mit der Klarheit in meinem Hirn nicht so gegeben. Ich sags ja: Wie in der Schwangerschaft....

1 Kommentar: