Samstag, 12. Oktober 2013

Standspur

Neben all dem Schönen und Tollen, das mir gerade widerfährt gibt es natürlich auch ein paar doofe Sachen.
Eine davon ist, dass ich das Gefühl habe, wie ein Zombi rumzulaufen bzw. auf der Standspur zu stehen. Momentan gibt es so viele Dinge, die mich lähmen, dass ich nicht mal mehr die alltäglichsten Dinge einfach so auf die Reihe kriege. Selbst das Aufraffen zum Staubsaugen und Wäsche waschen ist anstrengend.
Ich bin jemand, der gerne zumindest grob plant. Nicht genau - das geht mit 3 kleinen Kindern eh nicht. Aber so ne grobe Idee, was in 1,2 oder 4 Monaten ist. Momentan kann ich das aber nicht. Ich weiß nicht, in welchem Rhythmus ich Chemos kriegen werde, ich weiß nicht, wie ich sie vertragen werde, wie viele Tage ich ausgeknockt sein werde, wie viele Zyklen erfolgen werden.... Ich weiß eigentlich gar nichts, außer, dass ich jetzt dann erst mal eine Woche im Krankenhaus bin.
Solange ich aber nicht weiß, wie viele, wann, ..... habe ich das Gefühl, dass ich nichts mehr planen kann. Ich kann mich nicht auf Weihnachten, Silvester, den Geburtstag meiner Kinder, den Schnee, das Rodeln oder sonst etwas freuen, weil ich ja nicht weiß, ob ich es überhaupt machen kann. Ich kann meinem Sohn nicht versprechen, dass wir an seinem Geburtstag in Jimmy's Funpark fahren, weil ich nicht weiß, ob ichs machen kann. ..... 
Es ist ein Gefühl eben wie auf der Standspur stehen. Für alle anderen geht die Fahrt weiter und ich warte auf den ADAC.
Vorhin habe ich dann auch noch das Konzept für "meinen" Baby-Kurs eingepackt, um ihn es in der Arbeit abzugeben. Falls da jetzt was zusammengeht, macht den jemand anderes. Auch ein blödes Gefühl. Auch wenn ich mir sicher bin, dass das trotzdem "mein Baby" bleibt (wie mein Chef das so schön formuliert hat) - es fühlt sich trotzdem blöd an....
Ich bin mir sicher, dass das wieder besser wird, wenn ich den Behandlungsplan habe. Wenn die ersten Chemos durch sind und ich weiß, wie ich sie vertrage, wenn es insgesamt wieder aufwärts geht. Aber momentan lähmt es mich - und ich hasse dieses Gefühl des Stillstandes. 
Wie sagte eine Freundin erst kürzlich: "Abgesagt ist schnell..." - vielleicht sollte ich mich bemühen, an diesen Punkt zu kommen. Zumindest, was meine erwachsenen Gegenüber angeht. Bei den Kindern muss ich natürlich aufpassen, dass ich nichts verspreche, was ich nicht halten kann. Aber meine "großen" Kontakte werden wohl aushalten müssen, dass ich manchmal kurzfristig absage... Mal sehen, ob mir dieser Einstellungswechsel gelingt. In der FH hab ich mal gelernt, dass das Handeln das Denken verändert und nicht andersherum - ich muss also einfach wieder anfangen, Dinge zu planen und mir vorzunehmen - egal, was dann sein wird. Mal sehen, ob das funktioniert.

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